Gute TATs Schlechte TATs


Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102

Deprecated: Non-static method MagicWord::get() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /www/htdocs/w0108de5/subdomains/wiki/includes/Parser.php on line 2102
Aus Bulimao Wiki

Wechseln zu: Navigation, Suche

Inhaltsverzeichnis


Erklärung

Gute TATs Schlechte TATs ist eine Fortsetzungsgeschichte, die im BMO-Universum spielt. Sie wurde von Daniel in seiner ersten Saison beim damaligen Zweitligisten FC St. Pauli (mittlerweile umbenannt zu Hamburg St. Pauli) angefangen und in den folgenden Ausgaben weitergeschrieben. Die Inhalte sind rein fiktiver Natur und haben nur sehr losen Bezug zu dem Saisongeschehen, beziehen jedoch stets aktuelle Spieler des Vereinskaders, Trainer des Vereins, sowie von Zeit zu Zeit andere BMO-Manager mit ein.


Geschichte

Saison 12

Folge 1 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 8, Saison 12

Es ist Montag morgen. Daniel betritt die Büroräume des FC St. Pauli zu, wie er findet, nachtschlafender Stunde. Es ist 11:30 Uhr.

Der Sekretärin einen undefinierbaren Gruß zumurmelnd bewegt er sich auf die Sicherheit versprechende Tür seines Büros zu. Kurzangebunden seinen Wunsch nach Kaffee brummend schafft er es unbehelligt hinter ihr zu verschwinden und ließ sich dort dann sogleich hinter seinem Schreibtisch etwas von "Alles Idioten!" murmelnd in seinen Sessel fallen.

Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn dann - noch recht verschlafen zugegebenermaßen - aufmerken. Da war etwas auf seiner Couch. Etwas, daß sich offenbar zugedeckt hatte und dessen roter Haarschopf gerade noch unter den Zotteln der Wolldecke hervorlugte.

Fluchend zog Daniel die Decke beiseite. Auf seinem Sofa lag Stephen Ferguson, der ob seiner roten Haaren und des offensichtlichen Nachnamen lange schon den Spitznamen Fergie weghatte. Fergie war siebter Torwart St. Paulis und somit weitgehend überflüssig.

"Morgen Chef!" brachte er, trotz gerade abgebrochenem Nachtschlaf deutlich munterer als der angesprochene, heraus bevor Daniel zu einer Tirade über die Eigentumsverhältnisse der Büroeinrichtung anhob. "Freundin mich rausgeschmissen," erklärte Fergie freundlich lächelnd.

Daniel erinnerte sich. Fergie war von der Mannschaft, wie das hier so üblich war, nach seiner Verpflichtung direkt zu einer ausgedehnten Kieztour eingeladen worden. Zu vorgerückter Stunde hatte der schottische Torwart dann auch Anschluß gefunden. So sparte er sich gleich die Wohnungssuche und zog bei seiner Angebeteten ein.

"Na prima!" knurrte Daniel. Er sah das jetzt plastisch. Den heutigen Tag würde er nicht gemütlich hinter seinem Schreibtisch vertrödeln können. Heute würde er arbeiten müssen... Welch Vorstellung! Wohnungssuche mit dem Ersatz des Ersatzes für den Ersatzkeeper der Amateure, deren Torwart seinerseits auch nur Ersatz des Ersatzes des Profitorwarts war.

"Komm Fergie, gehen wir frühstücken und Wohnungsanzeigen studieren," resignierte Daniel.


Folge 2 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 9, Saison 12

"Und links-zwei-drei! Und rechts-zwei-drei!" Das betont motivierte Geschrei des notorisch gutgelauntgrinsenden Tele-Gym Übungsanleiters Andy Fumolo drang Daniel durch Mark und Bein. Es war viel zu früh. Es war eigentlich immer viel zu früh. Oder viel zu spät. Das kam ganz auf die Perspektive an. Momentan war es viel zu früh. Da war sich Daniel ganz sicher. Kein Zweifel möglich. Stöhnend wand er sich aus dem Bett und lugte aus seinem Schlafzimmer hervor. "Und links-zwei-drei! Und rechts-zwei-drei!" Andy lief jetzt zu Höchstform auf. Und Fergie turnte vor dem Fernseher mit.

Ein rothaariger Tele-Gym mitturnender Torwart im eigenen Wohnzimmer gehört zu den Dingen die ein Mensch von Geburt an am wenigsten morgens in seinem Wohnzimmer vorzufinden wünscht. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Nur übertroffen wird dies übrigens von dem glitschigen knäueligen Zeug, das man findet wenn man sein Abflußrohr aufschraubt. Wir wollen aber nicht vom Thema abschweifen.

"Fergie! Stell das leiser!" grunzte Daniel so bestimmt wie eben möglich. Gutgelaunt tat ihm sein Amateurersatztorwart hoch 7 den Gefallen. "Morgen Chef!" lachte er ihm fröhlich entgegen. Daniel wußte es war ein Fehler gewesen ihm Unterschlupf auf seiner Couch zu gewähren. Das ganze war als Übergangslösung für eine Nacht gedacht, aber nun hauste der Schotte schon eine ganze Woche bei ihm. Die Wohnungssuche gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Daniel hatte versucht die Aufgabe an seine Sekretärin zu delegieren. Ein von vornherein zum Scheitern verurteilter Ansatz! Daniels Sekretärin liebte ihren Job - und zwar in allererster Linie deswegen weil sie das in die Lage versetzte den Großteil des Tages mit durchtrainierten Spielern zu schäkern. Das mußte auch Daniel einsehen - da war nichts zu machen. Aber er hatte da einen - wie er fand - genialen Einfall. Man könnte das kombinieren... Fergie hatte nicht wegzudiskutierenden Einfluß auf das weibliche Geschlecht und war auf Wohnungssuche. Daniels Sekretärin hingegen mochte offensichtlich Fußballer und war auch im Besitz einer Bleibe. Das ließe sich doch wohl trefflich kombinieren!

In der Tat war der Verkuppelungsversuch ausnehmend erfolgreich. Fergie und Britta verstanden sich ganz hervorragend. So hervorragend, daß nun auch die restliche Arbeit, die sie normalerweise widerwillig zu erledigen pflegte liegen blieb. Aber der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel.

Dummerweise war Britta ein wenig schlauer als Daniel. Sie wußte Fergie schnell davon zu überzeugen, das ihr Heim nicht sein Heim war. Und so war sie nun des öfteren in Fergies Übergangsbleibe zu Besuch. Bei Daniel!

Es konnte ja gar nicht mehr schlimmer kommen...


Folge 3 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 10, Saison 12

Stille. Süße herrliche kostbare Stille. Kein Schnarchen in der Nacht. Kein Turnen am Morgen. Einfach Stille. Daniel war rundum glücklich und zufrieden. Er hatte Fergie einfach ins Trainingslager geschickt. Er hatte die ganze Mannschaft ins Trainingslager geschickt. Das konnte ihnen nur gut tun! Die Trainer waren auch sofort einverstanden gewesen. Die Lauser! Die wollten doch nur weg von ihren Frauen! Mal ein Wochenende richtig einen draufmachen! Er wußte genau wie diese Trainer dachten. Tagsüber die Jungs schikanieren und nachts ging es ab ins Nachtleben. Aber er gönnte es ihnen. Eigentlich war er sogar ein bißchen neidisch. Dann aber fiel ihm ein, daß er ohnehin nicht in fester Beziehung lebte, sich also jederzeit in Hamburgs Nachtleben austoben konnte.

Ein bißchen später fiel ihm ein, daß ihm das eigentlich gar keinen Spaß machte.

Daniel stand nun erst einmal auf, zog sich etwas über und ging zum Bäcker um sich Brötchen zu holen. Das gestaltete sich nun aber gar nicht mal so einfach. Sein Bäcker hatte nämlich keine Brötchen mehr ("Wie bitte?! Keine Brötchen?! Was ist das denn für ein Bäcker?!?!?"). Der Bäcker entgegnete, er pflege am Morgen für seine Kundschaft Brötchen bereitzuhalten, diese könnten nachmittags um drei ("Nachmittag?! ICH habe noch kein Mittag gegessen!") aber schon einmal ausverkauft sein. Kurzum - die Beschaffung von Brötchen war ein einziges Fiasko. Daniel brach das Unternehmen ab und nahm mit zwei Bechern starkem Kaffee Vorlieb.

Das weckte ihn auf. Und rief ihm schlagartig ins Bewußtsein, daß er bereits vor einer Stunde am Flughafen hätte sein sollen um zwei Managerkollegen in Empfang zu nehmen. Ihm war zwar im Moment gerade entfallen wen er da abholen sollte, das machte die Sache aber nicht eben besser. Daniel bemühte sich also eine einigermaßen standesgemäße Limousine per Handy an den Fuhlsbüttler Flughafen zu dirigieren, während er die Herrschaften (an deren Namen er sich nach wie vor nicht erinnerte) am Flughafen ausrufen ließ. Und das, meine lieben Leser, funktioniert auch wirklich nur an Flughäfen und Bahnhöfen - oder haben Sie dort jemals eine der Durchsagen verstehen können? Na bitte. Wenn Sie gemeint sind werden Sie's schon wissen...


Folge 4 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 11, Saison 12

Aussperren! Das war es! Er würde ihn einfach aussperren, vertraute Daniel nach ungezählten Bieren im Vereinsheim St. Paulis seinem Amtsvorgänger, Managerkollegen und Gast Hardkore an. Im Gegensatz zu Dr_Ede aus Kaiserslautern hatte Hardkore geduldig am Flughafen gewartet. Ede hingegen hatte sich ins nächste Taxi gesetzt und mit dem Abwerben vielversprechender junger Spieler begonnen. Daniel machte dafür Fergie voll verantwortlich. Daß er dafür nicht die geringsten Ansätze in der Hand hatte störte ihn nicht im mindesten. Er hatte sich jetzt in Rage geredet, Kollege Hardkore übte sich in verständnisvollem Nicken - und half Daniel schließlich aus der Klemme.

Hardkore hatte noch immer seine alte Wohnung aus den Tagen in denen er auf dem Chefsessel des Kiezchaotenclubs gesessen hatte. Die könne er seinem Torwart doch vermieten... Daniel war natürlich viel zu tief in seiner Tirade gegen den schottischen Fußball im allgemeinen und im besonderen kulminiert in der Gestalt seines Nichtmalersatztorwartes aus eben jener fußballerischen Großnation verstrickt als daß er diese naheliegende Lösung auch nur akustisch aufgenommen hätte. "Aussperren!" knarrte er. Und "Bei mir kommt er jedenfalls nicht mehr rein!" - Hardkore nickte abermals verständnisvoll und bedeutete dem Wirt die Rechnung zu bringen.

Der nächste Morgen begann mit unsäglichen Kopfschmerzen - zumindest für Daniel. Und er begann auch mit einem Echo in seinem Hinterkopf "Wohnung... untervermieten..." - die Lösung seiner Probleme! Heute nachmittag würde Fergie aus dem Trainingslager kommen. Er könnte bis dahin alles geregelt haben! Plötzlich war Daniel hellwach. Endlich würde dieser schottische Komplettchaot aus seiner Wohnung verschwinden. Endlich!


Folge 5 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 12, Saison 12

Schottland war besiegt! Daniel war in Hochstimmung. In Höchststimmung sogar! Fergie war gut in Hardkores altem Domizil untergekommen. Hatte ihm sogar noch gedankt für die Gastfreundschaft und ihm eine Einladung zu einem zünftigen Haggis-Essen versprochen. Doch Daniel wußte was Haggis war und vermochte sich dem drohenden Schafsmagen wortreich zu entwinden. Nationalgericht hin, Nationalgericht her - es gab einfach Dinge, die gingen gar nicht. Zumindest nicht in Daniels Vorstellungsvermögen. Was fremdartige Speisen anging war er sehr tolerant. Sein Magen allerdings nicht.

In dieser Hochstimmung, pfeifend, sich selbst lobend ob der grandiosen Lösung seiner Probleme stieg Daniel in sein Auto ein. Fuhr los... Autobahnauffahrt Schnelsen - wenn sich die Gelegenheit bot nahm er die Gelegenheit ein paar Kilometer Autobahn mitzunehmen gerne an - Beschleunigung. Der verdammte Laster da... der wird ihn doch wohl reinlassen...?

Nein... das tat er nicht.


Folge 6 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 13, Saison 12

Verdammt... was für ein Brummschädel. Stöhnend wachte Daniel auf. Das letzte an das er sich erinnern konnte war... nichts. Er hatte eine vage Ahnung, daß irgendetwas schmerzhafte Bekanntschaft mit seinem Kopf gemacht hatte, aber sonst war da nichts. Er hatte keine Ahnung wo er war oder gar wer er war. Nun, strenggenommen war das nicht ganz richtig. Seinen Namen konnte er auf einem Formblatt neben seinem Bett erspähen. Das war ja zumindest schonmal etwas.

"Oh, sie sind ja wach!" Die Schwester die gerade zur Tür hereinlugte stürmte sofort herbei und fügte hinzu: "Wie erfreulich!" Ja, das dachte sich Daniel auch. Sehr erfreulich. Die unbarmherzig fröhliche Krankenschwester verkündete freudestrahlend: "Sie haben Besuch!"

Geselligkeit war gerade gar nicht Daniels Sache, aber er vermochte nicht wirklich effektiv dagegen zu protestieren. Ins Zimmer trat eine rothaarige Gestalt, die Daniel sich sicher war noch nie zuvor gesehen zu haben.

"Au Mann, Chef. Sie sehen aber schlimm aus!" verkündete dieser ihm offenbar bekannte Mensch. "Ich will gar nicht lange drumrumreden," begann Daniel. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung wer sie sind. Ich vermute mein Name ist Daniel, aber das war es auch schon." "Oh...," der Rotschopf sah wirklich betroffen aus. "Aber... sie sind der Manager des FC St. Pauli!" "St. Pauli? Was soll das denn sein? Eine Kirchengemeinde oder sowas?" Jetzt sah der Rothaarige wirklich schockiert aus. "Fußball, Chef. Fußball!" "Fußball? Ich glaube das habe ich noch nie gemocht..."


Folge 7 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 14, Saison 12

Fergie hatte sich extra freigenommen um mit Daniel das Spiel seines Vereins in Hannover anzusehen. Nun... es war kein größeres Problem gewesen freizubekommen. Fergie hatte sich das viel schwieriger vorgestellt, doch der Trainer hatte nur eigentümlich gegrinst und gemeint es würde wohl irgendwie auch ohne ihn gehen. Sei es drum. Nun saß er auf der Tribüne mit einem sichtlich übelgelaunten Daniel. "Was soll denn das da? Warum nehmen die nicht zwei oder drei Bälle? Dann hätten viel mehr Spieler was davon!" Daniel gingen jegliche Grundbegriffe des Spiels ab. Es interessierte ihn augenscheinlich auch nicht. Erst jubelte er bei einem Einwurf - als er mitbekam, daß dies keine Punkte gab schmollte er, dann feuerte er die falsche Mannschaft an - und schließlich setzte er dem ganzen die Krone auf als er das 4:4 für ein gutes Ergebnis erklärte - es sei doch eine nette Sache wenn keiner sich schlecht fühlen müsse weil er verloren hat.

"Chef," begann Fergie eindringlich. "Chef, das geht so nicht weiter! Wir reden hier von Fußball - das ist eine ernste Sache!" Doch Daniel zuckte nur mit den Schultern. Ihm war das sowas von egal. Auch das mit dem Aufstieg fand er seltsam. Aber es interessierte ihn letztlich nicht weiter. Sollten sich doch andere dieses komische Spiel ansehen. Er wollte damit nichts mehr zu tun haben.


Folge 8 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 15, Saison 12

Kühle saubere Nachtluft. Daniel zog diese Wohltat tief ein. Die Geschehnisse der letzten Tage hatten ihn sehr verwirrt. Er hatte dem freundlichen rothaarigen Schotten gedankt, daß er ihn auch in der nächsten Woche zum Fußballspiel mitgenommen hatte. Er hatte den Eindruck, daß er etwas verzweifelt war, deswegen hatte Daniel so getan als würde ihm wirklich etwas am Sieg dieses St. Paulis liegen. Er glaubte er hatte seine Freude über den Sieg einigermaßen glaubhaft vorspielen können.

Nach dem Spiel hatte er sich verabschiedet und beschlossen ein wenig durch die Nacht zu laufen.

Viele Menschen hatten ihm auf die Schulter geklopft. Ihm versichert es würde schon klappen mit dem Aufstieg. Er hatte dankbar gelächelt und nach wie vor nicht wirklich gewußt wovon sie eigentlich redeten. War Fußball wirklich sein Leben gewesen? Er konnte es sich nicht vorstellen. Wenn man ihn fragen würde hätte er gesagt er wäre wohl viel auf Reisen gewesen, hätte Ahnung vom schönen Leben, schönen Frauen - das Segeln hätte es ihm vielleicht angetan - sowie Martini... natürlich... Doch bei diesen Fußballern - da trank man Bier. Frauen - ja, Frauen gab es auch. Er hatte sich einmal das Training der Frauenfußballmannschaft des FC St. Pauli angesehen. Naja... Er wollte sich nicht unbeliebt machen, sie spielten gar nicht mal so schlecht. Aber Punkt zwei der obigen Liste war hier eindeutig nicht erfüllt. Schöne Frauen spielten wohl kein Fußball. Oder Fußball hatte einen sehr nachteiligen Einfluß auf das äußere Erscheinungsbild. Er wußte es nicht.

Er war - soviel hatte er herausbekommen - Manager eines Fußballvereins der wohl gute Chancen hatte in der nächsten Saison in die Bundesliga, der höchsten Spielklasse soweit er wußte, aufsteigen würde. Und das soll wohl auch sein Verdienst gewesen sein. Er hielt dies aber für eine abenteuerliche These. Dem war aber noch auf den Grund zu gehen. Vor allem... er wurde ja wohl offenbar dafür bezahlt diesen Verein am laufen zu halten. Mit dem Gedanken mußte er sich erst einmal anfreunden. Fußball, so fand er nach wie vor, war nämlich einfach ein doofer Sport.


Folge 9 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 16, Saison 12

"Okay, Fergie, bring mir Fußball bei!" Es war halb vier in der Nacht als Daniel an der Tür seines Amateurersatzersatzersatztorwarts klingelte. Und dabei hatte er keine Ahnung was er noch vor wenigen Wochen für eine Genugtuung bei dem Gedanken verspürt hätte die schottische Nervensäge aus dem Bett zu klingeln.

Doch Fergie war eine Frohnatur und strahlte seinen Chef an. "Klar! Mach ich!" und "Endlich werden sie vernünftig!" sagte er. Er wühlte sich seine Fußballschuhe heraus und bedeutete Daniel ihm zu folgen.

Auf dem Innenhof des Mietshauses gab es dann die erste Einheit. Sehr zum Unwillen der eher schlaforientierten Nachbarn. Doch Fergie neigte zu absolutistischer Weltsicht. Nein, eigentlich neigte er dazu sich sehr selten durch Einwände anderer von seinen Ideen abbringen zu lassen. Er erklärte Daniel also die Grundzüge des Spiels. Nun, diejenigen unter Ihnen, die diese Serie ein wenig verfolgt haben werden sich denken können, daß es sicher andere Fußballer gibt die die praktische Seite des Fußballs ein wenig plastischer darstellen können als es beispielsweise Fergie vermochte. Doch er war mit Feuereifer dabei. "Passen, stoppen, annehmen, Vollspann, Fallrückzieher!" Fergie demonstrierte unermüdlich. Schließlich sagte er "so, genug - wir machen oben weiter!" Die Sonne lugte mittlerweile auch hervor, die ersten Vögel gaben bekannt daß sie ihre Nachtruhe beendet hatten und das beständige Fluchen und Drohen der Nachbarn war auch abgeebbt.

Oben in der Wohnung legte Fergie ein Video ein. "Paß auf Chef, das ist großer Fußball!" Das WM-Finale von 1954 nahm seinen Lauf.

Und irgendwie war es Daniel als hätte er das schonmal gesehen...


Saison 13

Folge 10 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 1, Saison 12

Es war viel zu spät am Tag. Nun, das war nicht unüblich - Zeit hatte die lästige Angewohnheit ohne fremdes Zutun zu verstreichen, doch Daniel hatte noch viel zu tun. Er streckte sich kurz und beschloß dann wehmütig das Bett zu verlassen.

Die Erkenntnis hatte ihn schon mit dem ersten Lidschlag getroffen. Er hatte seine Augen geöffnet und Fußball war wieder sein Leben gewesen. Und ihm war nun auch wieder klar wer dieser liebenswert überdrehte junge Mann mit den roten Haaren war. Stephen Ferguson, genannt Fergie - der letzte Torwart, der der eigentlich gar nicht gebraucht wurde. Der Kerl der ihm so lange auf die Nerven gefallen war, dem er aber nun doch zu verdanken hatte, daß er seine Erinnerungen wiedergefunden hatte. Er war ihm etwas schuldig!

Schnell sprang Daniel unter die Dusche, klaubte wahllos ein paar Kleidungsstücke zusammen und eilte in sein Büro. Den fragenden Blicken seiner Mitarbeiter entnahm er, daß sie noch davon ausgingen er hätte keine Ahnung vom Fußball. Rasch vergewisserte er sie, daß dem nicht so sei und bat darum man möge ihn wieder auf den letzten Stand bringen.

Eingegraben in Papierbergen und wild am Notieren, Herausschreiben und Planen traf Fergie ihn an. Betreten schaute er ihn an.

"Fergie! Setz Dich doch, was kann ich für Dich tun?" Vermutlich zum ersten Mal überhaupt freute Daniel sich Fergie zu sehen. "Chef, ich muß ihnen was sagen...," druckste Fergie herum. "Ja, was ist denn los? Was schaust Du denn so?" "Celtic Glasgow hat angerufen. Celtic, Chef!" Trotz betrener Miene konnte Daniel ihm ansehen wie aufgeregt er war. "Ich verstehe. Ich werde Dir natürlich keine Steine in den Weg legen..."

Als Fergie gegangen war erinnerte Daniel sich wie oft er den schottischen Torwart den er ohnehin nicht für seinen Kader brauchte schon zum Teufel gewünscht hatte. Und nun ging er. Gerade wo Daniel angefangen hatte ihn zu mögen...


Folge 11 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 2, Saison 12

Es gab viel Arbeit nachzuholen. Daniel grub sich durch meterdicke Schichten von Akten. Er hatte angefangen sie nach Jura, Pleistozän und Präkambrium zu ordnen - nicht daß er Ahnung von Geologie oder erdzeitlicher Frühgeschichte gehabt hätte, aber für wissenschaftlich klingenden Unsinn hatte Daniel immer einen Sinn.

Er war grade im beginnenden Frühpleistozän am arbeiten - soll heißen er biß sich durch Gehaltsabrechnungen und Lohnsteuererklärungen seiner Amateurspieler der letzten Saison - als das Telefon klingelte.

Klingelnde Telefone bedeuteten selten Gutes. Aber Daniel beschloß das Risiko einzugehen. "St. Pauli Management, Daniel am Apparat - was kann ich für sie tun?" frage er so professionell und höflich er das nach seinem sprunghaften Auftauchen aus dem Aktenberg vermochte. Irgendeine gelangweilte Sekretärin meldete sich am anderen Ende und behauptete für den DFB zu arbeiten. Sie erzählte ihm etwas von Kaderrichtlinien und Vorschriften und derlei Dingen von denen sie offenbar noch weit weniger Ahnung hatte als er selbst. Sie las das ab - und das nicht einmal besonders gut.

"Ja, gute Frau. Schön," unterbrach Daniel sie. "Aber was genau wollen sie nun von mir?" Sie ließ sich nicht beirren und ratterte die gesamte Formalie bis zum bitteren Ende durch. Das war Zermürbungstaktik. Keine Frage. Sie kam dann endlich zum Punkt. "Sie haben da einen Spieler verpflichtet," sagte sie Daniel auf den Kopf zu. "Das kann durchaus stimmen," stimmte Daniel unbestimmt zu. Er war mit reichlicher Gleichgültigkeit bei der Sache, geistig eher noch dem Frühpleistozän, also der Lohnsteuer seiner Amateure verhaftet. Das war zwar auch nicht spannend, aber doch von gewisser Dringlichkeit. "Einen Herren aus Brasilien..." schnarrte die DFB-Trine weiter. "Ja vermutlich. Mehr als einen wenn ich mich recht entsinne." Daniel begann nun genervt zu reagieren. "Sie haben seine Anmeldung beim DFB nur ungenügend ausgefüllt." Die Stimme der Sekretärin erhob sich tatsächlich ein wenig. Sie schien fast ein wenig beleidigt darüber zu sein, daß ihr schönes Formular nicht mit genügend Sorgfalt bedacht worden sein könnte. "Na, was ist denn das Problem?" seufzte Daniel. "Sie haben seinen Nachnamen vergessen!" "Von wem reden wir denn überhaupt?" Daniel ahnte es zwar, doch er wollte lieber sicher gehen. "Sie haben ihn hier als 'Iriney' angegeben." "Ja, der spielt bei uns im Mittelfeld. Ein guter Spieler." "Nun, aber er muß auch einen Nachnamen haben!" "Gute Frau, der Herr ist Brasilianer. Haben sie mal in die Zeitung gesehen wie die Spieler in Brasilien heißen? Ronaldo, Rivaldo, Robinho, Edmilson... Da hat doch keiner einen Nachnamen!" "Das mag ja in einem Staat wie Brasilien angehen. In Deutschland geht das aber nicht!" "Aber Iriney HAT keinen Nachnamen!" "Jeder hat einen Nachnamen!" "Das ist doch Unsinn. Nun hören sie mal. Iriney hat in Spanien gespielt, er hat in Italien gespielt, er hat auch in den Niederlanden gespielt - und nie gab es da ein Problem. Was soll denn das nun?" Die DFB-Sekretärin hielt ihm einen minutenlangen Vortrag den Daniel ignorierte indem er den Telefonhörer beiseite legte. Als er den Verdacht hatte sie könnte fertig sein lauschte er vorsichtig. Und siehe da. Stille im Walde. "Haben sie sich abgeregt?" "Ihr Brasilianer wird keine Spielgenehmigung bekommen," stellte die Sekretärin deutlich selbstzufrieden fest. Daniel resignierte. "In Ordnung. Wissen sie was? Ich habe sie angelogen." Ein deutlich schnippisches habichdochgewußtartiges Geräusch war aus dem Telefonhörer zu vernehmen. "Ich wollt's ihnen nicht sagen. Aber gut. Er heißt mit Nachnahmen Müller." "Iriney Müller?" "Geeeenau!" "Na sehen sie. War doch gar nicht so schwer." Die Sekretärin war offenbar sehr mit sich zufrieden. Daniel war es egal. Hauptsache Iriney konnte spielen.


Folge 12 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 3, Saison 12

Papierkram, Papierkram - überall Papierkram! Zu Daniels Linken türmte sich Mount Steuererklärung, zu seiner Rechten das Gehältergebirge und direkt vor seiner Nase das... Nase... hm... was war das denn was seine Nase da auffing? Ein dunkel bekannter süßlicher Geruch... und er kam zum Fenster herein. Daniel stand auf und steckte den Kopf zum Fenster heraus. Unzweifelhaft kam der verdächtige Dunst um die Häuserecke herumgewabert. Er meinte die eine oder andere Dreadlockecke um die Häuserwand herumlugen zu sehen. "Denen werd ich...!" brummte Daniel und stürmte zur Tür heraus um den dort wohl stattfindenden Cannabiskonsum zu unterbinden.

Wie von der Tarantel gestochen rannte er dorthin um die jugendlichen Fans zur Rede zu stellen und ihnen die Leviten zu lesen. Drogen, das wußte Daniel, waren keine gesunde Angelegenheit. Außerdem gingen sie auf Dauer ins Geld. Ferner - und das war ihm eigentlich das wichtigste - schätzte er es überhaupt nicht wenn derartige Substanzen nahe seinem Fenster konsumiert wurden. Konnten sie ja sonstwo tun. Aber wenn er arbeiten wollte... oder mußte... dann wünschte er derartig ablenkende Gerüche nicht in der näheren Umgebung.

Schon hatte er die Übeltäter gestellt. Der bedreadlockte Herr kam ihm verdammt bekannt vor. Sein Rauchkumpan ebenfalls. "Was glaubt ihr eigentlich was ihr da tut?!" feuerte Daniel gleich mal die verdiente Breitseite zur Begrüßung ab. "Ah Boss, try some?" bekam Daniel als Antwort seines jamaikanischen Amateurersatzspielers Tait Stuart J. zu hören. Sein Freund schaute schon ziemlich unbehaglich drein. Schien sich aber noch nicht ganz des Ernstes der Lage bewußt zu sein. Das sollte sich aber bald ändern. Daniel wurde nämlich sauer. Und das hieß selten gutes.

"Mir ist im Grunde völlig egal was ihr in Eurer Freizeit tut," fing Daniel an sich warmzulaufen. "Wenn Euch das aber auf dem Platz langsam macht, dann war's das hier für Euch! Ich bin bestimmt kein Moralapostel, aber das letzte was ich brauchen kann ist..." "'tschuldigung..." ließ sich der bislang still dagestandene dritte Torwart der Profimannschaft vernehmen. "Ja, 'tschuldigung. Ganz klar! Von DIR hätte ich das nun wirklich nicht erwartet. Ein junger aufstrebender Torwart. Nationalmannschaft! Und jetzt sowas!" Wie zwei begossene Pudel standen die beiden Spieler vor ihm. Aufkeimendes Mitleid knüppelte Daniel aber schon gleich im Ansatz nieder und verordnete beiden eine extra Einheit Waldlauf. Sollten sie erstmal tüchtig was ausschwitzen.

"Verdammt... ob das Zeug auf der Dopingliste steht?" fragte Daniel sich. Er mußte grinsen bei dem Gedanken. Irgendwie wäre das verdammt kontraproduktiv, aber man wußte ja nie... Er würde das vorsichtshalber herausfinden müssen ehe die beiden für Spiele auflaufen durften.

...und so ward ein weiteres Klischee teil der BMO-Soap. Warten Sie gespannt auf den Toten der unter der Dusche seine Wiederauferstehung als nur Traumgestorbener feiert - in einer der nächsten 20 Folgen.


Folge 13 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 4, Saison 12

Gelangweilt blätterte Daniel die Post durch. Werbung, Rechnungen, Bittschreiben... er sortierte in drei Haufen. Die Werbung landete gleich im Papierkorb, die Rechnungen wenn es nach ihm ginge auch, er gab sie um des lieben Friedens willen aber doch meist seiner Sekretärin zur Bearbeitung. Die Bittschreiben las er - er ging zwar grundsätzlich nicht darauf ein, aber oft konnten sie sehr amüsant sein. Wenn es darum ging Dinge umsonst zu bekommen entwickelten manche Menschen Energien die anders eingesetzt ihnen zumindest den erbettelten Ertrag gebracht hätten. Beim Gedanken daran schüttelte Daniel unwillkürlich den Kopf. Werbung, Rechnung, Werbung, Werbung, Bittschreiben, Werbung, Bitt... Daniel stockte. Ein Brief aus Schottland, der Name auf dem Umschlag weckte eine Erinnerung. Stephen Ferguson... Fergie! Daniel riß den Umschlag auf.

Hallo Chef!

Kommen Sie am Dienstag um 16:34 zum Flughafen Terminal 2. Dort wartet eine Überraschung auf Sie!

Grüße Stephen

Am meisten irritierte Daniel das "Stephen" unter dem Brief. Er hatte niemals mitbekommen, daß irgendwer den Torwart bei seinem Vornamen genannt hat. Alle sagten nur Fergie zu ihm, bestenfalls Herr Ferguson oder etwas ähnliches. Ein Blick auf die Uhr riß Daniel allerdings aus jeglichen Überlegungen. Es war bereits kurz vor vier - und heute war Dienstag! Er würde so einige Verkehrsregeln mißachten müssen um noch rechtzeitig zum Flughafen zu kommen.

Zwei rote Ampeln, unzählige wütende Verkehrsteilnehmer und eine beinahe überfahrene renitent auf der Straße radelnde Großmutter später hatte Daniel es zum Flughafen geschafft. Es war kurz nach halb fünf. Er war also so in etwa pünktlich. Ein Flug aus Frankfurt war gerade im Landeanflug - um den ging es also. Ob Fergie ihn besuchen wollte? Das war kaum zu erwarten, Celtic Glasgow trainierte täglich und Fergie würde so kurz nach Saisonstart wohl kaum Urlaub bekommen. Daniel hatte noch ein wenigZeit zum überlegen - natürlich dauerte es ehe die Fluggäste ihr Gepäck hatten und den Zoll passiert hatte. Ein gesitteterer Fahrstil wäre also durchaus drin gewesen... aber für derlei Überlegungen war es nun zu spät - und aus denselbigen riß ihn ein lautstarkes "Senhor Daniel! Senhor Daniel!" Ein hochgewachsener dunkelhäutiger Junge bahnte sich winkend den Weg durch die Menschen.

"Senhor Daniel!" Der Junge stand nun vor ihm und grinste als hätte er gerade eine Privataudienz beim Papst persönlich gewonnen. Daniel wußte noch nicht so recht was er davon halten sollte. "Der bin ich," beschloß er dann zu erwidern. Der Junge strahlte weiterhin. Offenbar verstand er kein Deutsch. Daniel versuchte es mit einem freundlichen Nicken. Das schien er zu verstehen. Umständlich kramte er in seiner Tasche und überreichte Daniel schließlich einen Brief.

Hallo Chef!

Schon an der Anrede erkannte Daniel, daß dieser Brief nur von Fergie stammen konnte.

Glasgow hat uns zum Trainingslager nach Rio geschickt und ich habe den sensationellsten Torwart aller Zeiten entdeckt! Ich habe ihm sofort ein Ticket gekauft und ihm gesagt er würde jetzt für den besten Verein der Welt spielen. Sie nehmen ihn doch, ja? Sie müssen! Er ist der beste! Glauben sie mir.

Grüße Stephen

PS: Er hat kein Geld und spricht auch kein Deutsch. Er kann doch eine Weile bei Ihnen wohnen, oder?

Daniel schaute vom Brief auf. "Torwart, hm? Na gut, dann komm mal mit."


Folge 14 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 5, Saison 12

Daniel schreckte hoch. Angestrengt lauschte er. Kein Schnarchen? Kein Gehüpfe? Er machte sich ernsthaft Sorgen. Leise kroch er aus seinem Bett und spähte aus der Tür heraus. Er hatte dem unbekannten brasilianischen Torwart seine Couch für die Nacht überlassen, wohlwissend, daß er wohl mit einer Art zweitem Fergie zu rechnen hätte. Doch kein Gehüpfe.

"Bom dia, Senhor Daniel!" ertönte eine freundliche Stimme hinter ihm. Daniel drehte sich um und schaute in das Gesicht eines grinsenden Brasilianers der ihm bedeutete ihm zu folgen.

Er leitete ihn in die Küche wo er bereits ein üppiges Frühstück gedeckt hatte. Ganz und gar nicht wie Fergie, dachte Daniel sich. Freundlich nickte er seinem Gast zu und biß in ein leckeres Käsebrötchen.

Nach dem Frühstück beschloß Daniel es sei nun Zeit für den Moment der Wahrheit. Der Brasilianer schien zwar ein netter Mensch zu sein, doch Freundlichkeit schoß keine Tore, bzw. verhinderte keine - und auf jenes soll dieser hier sich ja wohl verstehen. Zeit um die Wahrheit auf dem Platz zu suchen.

"Komm, Du." Daniel bemerkte, daß er keine Ahnung hatte, wie dieses vermeintliche Wunderkind überhaupt hieß. Also beschloß er ihn zu fragen.

Die Antwort war ein freundliches, aber stark unbestimmtes Lächeln. Natürlich verstand er kein Wort. Das war ja auch nicht zu erwarten gewesen...

Also beschloß Daniel es auf die Ich-Tarzan-Du-Jane-Masche zu versuchen. Auf sich zeigend sagte er "Daniel" - dann zeigte er auf seinen Gast. Dieser schaute zunächst verwirrt und antwortete dann zögernd "Elber...?"

"Nein nein nein. Elber ist doch Stürmer! Und der spielt in Schottland! Dem siehst Du auch gar nicht ähnlich. Also... Ich bin..." Daniel zeigte wieder auf sich, "...Daniel. Du bist...?" Er zeigte nun auf den Brasilianer, der nun mit fester Stimme freudestrahlend verkündete "Elber!"

Daniel seufzte und beschloß es aufzugeben. Soll er sich doch nennen wie er will. Brasilianer sind komisch. Vermutlich war das sogar sein Vorname und einen Nachnamen hätte er dann auch wieder nicht. Das würde ja wieder Ärger geben mit dem DFB... Vielleicht würde er dann einfach behaupten er hieße Günther. Günther Elber... klingt doch gut!


Folge 15 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 6, Saison 12

Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Nachdenklich wippte Daniel mit dem rechten Fuß während er sich das Training seiner Amateure ansah. Ede scheuchte die Jungs heute wieder gewaltig. Er hatte einen schlechten Tag und ließ sie das spüren. Ede hatte eigentlich immer einen schlechten Tag. Als Eduard Geyer geboren wurde ist er wahrscheinlich direkt mit miesem Gesichtsausdruck auf die beteiligte Ärzteschaft zumarschiert und hatte sie zur Sau gemacht. Das sähe ihm ähnlich. Der Ede war ein ehrlicher Typ. Der redete nicht lange drumherum wenn er jemanden nicht mochte. Und Ede mochte aus Prinzip nie jemanden. Daniel mußte grinsen.

Leider sah sein Amateurtrainer das und blaffte ihn gleich an: "He Du, was grinst Du so dämlich?! Wenn es nach mir ginge würdest Du hier gleich erstmal drei Runden um den Platz laufen daß Dir das vergeht!" Daniel zog nur eine Augenbraue in die Höhe. Er kannte das schon. Kein Sinn gegenanzugehen - Ede konnte viel besser stänkern als er und er hatte auch viel mehr Luft. Er hatte einmal den Fehler gemacht sich auf Diskussionen mit ihm einzulassen. War eine ganz blöde Idee gewesen. Zum Schluß war er dann lieber dreimal um den Platz getrabt damit die Diskussion endlich ein Ende hatte.

Liegestütz waren angesagt. Ede ließ den Amateurkader auf und nieder gehen - und zwar im Takt. Wer den Takt nicht hielt bekam es mit ihm zu tun. Ein Bild für die Götter. "So - und nun wird gespielt!" Aber spielen hieß bei Ede nicht wirkliches Spiel - Standards wurden geübt. Bis zum Erbrechen. Er winkte sich seinen Kapitän Klose heran, befahl ihm - denn das Wort "Bitte" kam in Ede Geyers Sprachschatz nicht vor - die Leitung zu übernehmen.

"Dein Brasilianer," rief er schon von weitem in Richtung Daniel herüber. "Dein Brasilianer taugt." Und aus dem Mund von Ede kam das einer Seligsprechung gleich. "Der ist gar nicht so schlecht." Und das war die Heiligsprechung obendrein. Der Junge mußte ein Talent von Weltformat sein, sonst fand der alte Sauertopf immer einen Weg Spieler mies zu machen.


Folge 16 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 7, Saison 12

Daniel konnte es immer noch nicht glauben! Fergie hatte ihm tatsächlich einen richtig guten Torwart geschickt. Und das fast zum Nulltarif! Dieser Elber - oder wie er auch immer heißen mochte - kostete ihn gerade einmal die Hälfte eines vergleichbaren Spielers. Daniel wußte gar nicht mehr wohin mit seiner Freude. Nach dem Training hatte er den verdutzten Ede umarmt und - zu dessen absolutem Entsetzen - geknuddelt. Dessen Ausbruch der darin gipfelte, daß Daniel sich nicht vor fünf Runden um den Platz und fünfzig Liegestützen drücken konnte nahm er gelassen hin. Elber war ein Toptalent!

Und dieses Toptalent kam nun brav und bescheiden aus der Umkleidekabine, dankte Daniel artig dafür es mit ihm probieren zu wollen - nun, zumindest erahnte Daniel, daß der Brasilianer ihm das mitteilen wollte. Er hatte zwar den einen oder anderen Brocken Deutsch aufgeschnappt, aber so richtig passen wollte es noch nicht. Er war aber sehr lernbegierig und ging bereitwillig auf den Vorschlag ein einen Deutschkurs zu besuchen. Er würde ihn mit dem portugiesischen Jungspund Leonel Lim zusammen besuchen. Der konnte auch kein Deutsch und war ebenfalls ziemlich talentiert. Offenbar verstanden die zwei sich sogar. Daniel hielt den Portugiesen allerdings für nicht den hellsten. Nun, das mußte man aber wohl auch nicht sein. Er hatte mit seinen 18 Jahren den Körper eines Bären und holzte so ziemlich alles um was versuchte an ihm vorbeizukommen. Solche Leute konnte man immer brauchen.

Elber schaute ihn erwartungsvoll an. Daniel hatte geschlagene zehn Minuten am Steuer seines Wagens vor sich hin sinniert. Er hatte dabei allerdings vergessen loszufahren. Es sprach für den Torwart auf seinem Beifahrersitz, daß er kein Wort darüber verlor. Im Gegenteil gab er Daniel das Gefühl als sei das völlig in Ordnung und würde ihm sogar eine gewisse Würde und Weisheit verleihen. Nun, letzteres mochte Daniels Phantasie entsprungen sein. Sei es drum. Zeit nach Hause zu fahren.


Folge 17 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 8, Saison 12

Er hätte es wissen müssen. Es war schlicht eine saublöde Idee gewesen, doch das war Daniel natürlich viel zu spät aufgegangen. Nun saß er fest in einer Sitzung mit seinem Trainerdreigestirn. Meinungsaustausch... frischer Input der Trainer zu den jeweils anderen Teams. Das klang so gut und war doch so eine abgrundtief blöde Idee. Daniel mußte sich das jetzt eingestehen.

Es hatte keine zwei Minuten gedauert ehe Ede Geyer losgepoltert hatte und keinen Zweifel daran ließ, daß er die Profimannschaft schon lange zum Spitzenreiter getrimmt hätte. Matthias Sammer schmollte seitdem. Kein Wort hatte er gesagt. Holger Stanislawski, der Jugendtrainer und gleichzeitig der Mann im Raume der mit der Tabellenführung die beste Position vorzuweisen hatte, versuchte sich wacker als Mittler zwischen den Fronten. Doch Sammer weigerte sich standhaft zu sprechen. Mit verschränkten Armen saß er auf seinem Stuhl, funkelte Ede böse an und schwieg.

Jegliche Versuche den Amateurtrainer zum Schweigen zu bringen endeten in Versuchen Stanislawski zu Laufrunden, Liegestütz und ähnlichem Disziplinarmaterial alter deutschdemokratischrepublikanischer Trainerschule zu verdonnern. Der Jugendtrainer, der gleichzeitig als Vizepräsident auch Ede Geyers Vorgesetzter war, ging nicht ansatzweise darauf ein und bewies damit den bislang effektivsten Umgang mit dem grollenden Urgestein, der Daniel bisher untergekommen war.

Wie ein HB-Männchen sprang Geyer nun im Büro umher, skizzierte Aufstellung, Einsatzbereitschaft, Trainingsmethoden und Taktik gleichzeitig. Sammer rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf, Stanislawski versuchte den Tobenden zu beruhigen - doch alles ohne Erfolg.

Daniel wurde es zu dumm. Er ging einfach hinaus und schwor sich nie wieder Sammer und Geyer in denselben Raum zu lassen. Es war schlicht eine saublöde Idee gewesen.


Folge 18 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 9, Saison 12

Eine dumme Idee jagte die nächste. Sie bedingten einander sogar. Es mußte etwas mit Herdentrieb zu tun haben. Daniel war sich sicher. Einstweilen verfluchte er sich aber selbst. Seine dumme Idee die Trainer St. Paulis zusammen in einen Raum zum Diskutieren zu bringen war gefolgt worden von der noch dümmeren Idee sie dabei allein zu lassen. Es hatte den Streit nicht beruhigt. Im Gegenteil. Der schmollende Sammer war zum listigen Sammer geworden und er hatte Ede Geyer herausgefordert. Zu einem Laufduell!

Der Einsatz war ein T-Shirt. Aber nicht irgendeins. Es war ein bedrucktes T-Shirt, daß der Verlierer beim nächsten Heimspiel zu tragen hätte. Im Falle von Sammers Sieg würde Ede Geyer ein T-Shirt mit der Aufschrift "Sammer hat immer recht!" tragen, im Falle von Geyers Sieg würde der Profitrainer entsprechend "Ede Geyer hat immer recht!" spazierern tragen. Nun also ein Laufduell, aber nicht etwa auf Zeit wollten sie laufen, sondern auf Strecke. Also solange bis einer aufgab. Das konnte bei den beiden Sturköpfen solange dauern bis einer tot umfiel. Und genau das befürchtete Daniel würde auch passieren.

Zumal die Voraussetzungen nicht eben gleich waren. Matthias Sammer war mit seinen 42 Jahren seinem Sportlerdasein noch nicht sehr weit entwachsen. Er war topfit. Ede Geyer dagegen war für seine 65 Jahre sicher noch gut in Schuß, aber mithalten würde er wohl kaum können. Oder?

Die Kontrahenten hatten sich auf dem Trainingsgelände eingefunden und fingen an Runde um Runde zu laufen. Ede Geyer dabei beständig vor sich hin schimpfend. Über die Verschwendung seiner Luft machte er sich offenbar keine Gedanken. Er schien dies zu brauchen um sich aufzuputschen. Sammer daneben spulte beständig seine Runden ab. Kilometer um Kilometer verstrich. Geyers Geschimpfe ließ nun langsam etwas nach, verstummte aber nie ganz. Sammer sah sichtlich genervt aus, sagte aber nichts.

Als sich die beiden schließlich der Marathondistanz näherten wurde es Daniel zu bunt. Er brauchte beide Trainer bei voller Gesundheit. Er sprang den beiden in Weg und hielt ihnen eine deftige Gardinenpredigt. Da weder Geyer noch Sammer die Luft hatten dagegenzuhalten gewann Daniel - trotz der widrigen Umstände eher überraschend - und krönte seinen Außenseitersieg mit einem Edikt, daß zur Folge hatte, daß beim nächsten Heimspiel nun mehr beide Trainer im bedruckten T-Shirt aufliefen. Auf diesem stand: "Daniel hat immer recht!"


Folge 19 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 10, Saison 12

Es war spät. Eigentlich konnte man fast schon wieder sagen es war früh. Aber das war eigentlich auch wieder egal. Es war so gegen halb drei. In der Früh. Oder in der Nacht.

Sei es drum, Daniel saß tief über ein paar Akten gebeugt am Küchentisch. Er hatte sich Arbeit mit nach Hause genommen und arbeitete sie bei einem Becher Tee durch. Plötzliches Poltern, Fluchen und Rumoren an der Haustür schreckte ihn auf. Er hatte eigentlich keine Lust sich darum zu kümmern, befürchtete jedoch ihm würde keine Wahl bleiben. Doch da streckte Ersatztorhüter Sebastian Götz seinen Kopf in die Küche hinein und informierte ihn, sie hätten Elber auf's Sofa gelegt. Daniel brummte etwas und wandte sich wieder seinen Akten zu.

Moment mal. "Was heißt hier wir? Und überhaupt, hey...!" Daniel sprang auf, doch konnte er nur noch die Tür ins Schloß fallen sehen. Aus dem Wohnzimmer hörte er ein unartikuliertes Stöhnen. Böses ahnend griff sich Daniel auf dem Weg einen Eimer aus dem Bad und kam auch keine Sekunde zu spät. Das brasilianische Torwarttalent hatte offensichtlich sein Fassungsvermögen großzügig überschätzt.

Nachdem er sich ausgiebig in den Eimer erbrochen hatte fing Elber an Daniel mit leuchtenden Augen von seinem Abend zu erzählen. Offenbar hatten sich einige Mannschaftskollegen dazu entschlossen dem Jungen die Reeperbahn samt Seitenstrassen ein wenig näher zu bringen. "Nackte Mädchen in Fenster!" versicherte Elber ihm aufgeregt. "Ganz nackt!" Ja... die Herbertstrasse hatten sie ihm dann wohl auch gezeigt. Daniel konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Er stand auf und holte Elber, der zwischen seinen Redeschwällen immer wieder einnickte, eine Decke. Als er wiederkam hatte ihn die Müdigkeit übermannt. Um ganz sicher zu gehen stellte Daniel ihm einen neuen Eimer neben das Sofa. Er würde ihm keine Gardinenpredigt halten. Morgen war Training. Ede kannte keine Gnade... Elber würde eine völlig neue Dimension von Leiden erfahren mit seinem Brummschädel und Ede Geyers Trainingsmethoden. Keine Standpauke der Welt konnte da mithalten. Armer Elber...


Folge 20 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 11, Saison 12

Das Telefon klingelte. Daniel haßte es wenn es das tat. Warum konnte es nicht einfach still in der Ecke stehen und ihn in Ruhe lassen? Er wollte doch gar nichts von ihm! Er ließ das Telefon ja auch in Ruhe, aber erwiderte es diesen Freundschaftsdienst? Nein! Es klingelte. Gehässig, gemein... brrrrriinnnnggg!!! Ekeliges Geräusch.

"Ja, hier Daniel. Was kann ich für sie..." Der Anrufer ließ ihn gar nicht erst ausreden. Sofort kam eine Tirade die sich gewaschen hatte. "Aber...," versuchte Daniel, doch sofort ging es weiter. Eine Unverschämtheit, schlampige Arbeitsmoral, mal ordentlich die Leviten lesen, zurück auf den Bolzplatz schicken - es nahm kein Ende. Der Anrufer war unschwer als Ede Geyer auszumachen, der eigentlich gerade seine Amateure trainieren sollte. Daniel warf einen raschen Blick aus dem Fenster und sah die Mannschaft Strafrunden für das Abrutschen auf den zweiten Rang laufen. In der Mitte des Platzes stand ein sichtlich erregter Trainer der mit hochrotem Kopf gestikulierenderweise in sein Handy brüllte. Das Resultat dessen schallte aus Daniels Telefon. Kopfschüttelnd legte er den Hörer zur Seite und widmete sich seiner Arbeit.

Als einige Minuten später der Hörer aufhörte über den Tisch zu hüpfen und Geyer den Großteil seiner Puste verbraucht zu haben schien nahm Daniel den Hörer wieder in die Hand - doch das war eine Finte des alten Fuchses gewesen. Sofort ging das Gebrülle wieder los. Nun hatte Daniel keine Ahnung was er verbrochen haben sollte, war aber vor allem entschlossen sich von seinem Angestellten nicht weiter anpöbeln zu lassen. So warf er denn den Hörer auf die Gabel und stürmte hinaus auf den Trainingsplatz.

Ede Geyer hatte das vorausgesehen. Er ließ Freistösse üben. Und zwar genau so, daß es für Daniel kaum ein Durchkommen gab. "Du willst Krieg?" murmelte Daniel vor sich hin. "Okay, Geyer. Den kriegst Du!"

"Hepp, Training ist vorbei - alle Mann duschen gehen!" Daniel klatschte in die Hände. Verunsichert schauten die Spieler von ihm zu ihrem Trainer, der wie ein Guppy auf dem Trockenen nach Luft schnappte. Damit hatte er sichtlich nicht gerechnet. "Ich sag's nicht zweimal. Wer nicht bei drei in der Kabine ist zahlt in die Mannschaftskasse!" unterstrich Daniel seine Ansage.

Nun trollten sich die ersten Spieler. Geyer hob an zu protestieren, doch Daniel zischte nur ein kurzes "bedenke wer Deinen Gehaltsscheck unterzeichnet". Wütend funkelte der Alte ihn an. Schachmatt.

Doch nun galt es herauszufinden warum der Trainer sich überhaupt so aufgeregt hatte...


Folge 21 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 12, Saison 12

"Worum geht es denn nun?" fragte Daniel betont liebenswürdig. Doch er wurde nicht mit einer Antwort belohnt. Trainerunikum Eduard Geyer funkelte ihn nur aus zusammengekniffenen Augen an.

"So kann ich ja nun nicht helfen." Daniel seufzte. "Also bitte Herr Geyer, würden sie mir nun den Grund ihres Anrufes offenbaren." Ede machte ein Geräusch, das Daniel eindeutig als schnippisch einordnete. Ede Geyer und schnippische Geräusche... wer hätte das gedacht? Aber schließlich begann er doch zu sprechen: "Er ist weg."

"Wer ist weg?" Daniel war nicht in der Stimmung für Ratespielchen, wollte sich aber auch keinesfalls die Initiative aus der Hand nehmen lassen. "Der Wundertorwart. Einfach nicht gekommen." Ede funkelte ihn immer noch böse an.

"Ach je. Nun, dann müssen wir ihn wohl suchen gehen." Ede knurrte irgendetwas was Daniel nicht verstand. Er ging davon aus es wäre wohl auch besser wenn er es nicht verstand.

Wo würde ein Brasilianer an einem heißen Tag wohl hingehen? Daniel hatte da so eine Ahnung und bedeutete dem alten Trainer ihm zu folgen. Geyer war anzusehen, daß er absolut keine Lust verspürte zu Daniel ins Auto zu steigen. Die Vernunft siegte jedoch und so nahm der brodelnde Vulkan auf dem Beifahrersitz platz, sein Zustand von Daniel dabei weitgehend ignoriert.

Allzu weit war es nicht. Der Beachclub... genau der Ort wo man bei heißem Wetter hinging. Strand, Mädchen, Caipirinhas...

Und - wer hätte das gedacht - dort hatte es sich auch jemand Wohlbekanntes in einem Liegestuhl mit einem lecker aussehenden Cocktail in der Hand gemütlich gemacht. Fröhlich winkte er hinüber. Ede lief rot an, schnaufte und sein Radar schnappte ein. Seine Wut hatte ihr Ziel gefunden und würde es verfolgen wie eine von diesen Luft-Luft-Raketen die man in den tollen Hollywood Actionfilmen immer sieht. Es gab kein Entrinnen. Elber konnte gerade noch ein "Nicht hitzefrei?" herausbringen, dann brach Ede Geyer über ihn hinein wie ein Hurrikan über die schlecht geschützten Küstenorte Nordamerikas. Eigentlich hinkte der Vergleich. Opfer von Ede Geyers Wutausbrüchen berichten übereinstimmend davon, lieber einem echten Hurrikan gegenübergestanden zu haben als die Tiraden weiter auszuhalten. Elber hielt sich wacker...

Sein Fehler war während der Standpauke an seinem Cocktail zu nippen. Das hätte er nicht tun dürfen.


Folge 22 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 13, Saison 12

Elber schwitzte. Und das seit Stunden. Edes Rache bestand darin ihn auf unbestimmte Zeit als Feldspieler zu behandeln. "Du bist jetzt Stürmer," hatte er perfide lächelnd gesagt. Und dann hatte Ede grinsend Sprinttests angeordnet. "Du bist mein langsamster Stürmer!" hatte er dann kopfschüttelnd gesagt. Also mußte Elber an seiner Lauftechnik arbeiten. Außerdem hatte Ede Geyer gesagt wenn er schon nicht schnell sei bräuchte er wenigstens Ausdauer. Kurz gesagt - er tat alles um Elber leiden zu lassen.

Irgendwann hatte der Tag ein Ende. Elber hatte Schmerzen in jedem ihm bekannten Körperteil und noch einigen anderen deren Existenz ihm zum Teil nur vage, zum Teil gar nicht bewußt war. Nach dem Duschen hatte er sich ins Vereinsheim gesetzt. Daniel mußte heute lange arbeiten und hatte keine Zeit sich seinen Kummer anzuhören. Elber vermutete er ginge ihm nur aus dem Weg um nicht in Geyers Rache eingreifen zu müssen. Wie Elber so in sein Feierabendbier hineinsann trat ein großgewachsener fröhlicher Mann auf ihn zu, den er vage als einen der schlechteren Sprinter der Stürmergruppe im Gedächtnis hatte. "Hey, nimm's nicht so schwer, Kumpel." Elbers Deutsch war noch nicht so besonders, aber mühsam erklärte er dem Fremden was sich zugetragen hatte. "Oh ja, das ist schlimm," erwiderte dieser. "Herr Geyer mag sowas gar nicht." Mit einer raschen Geste, die erahnen ließ, daß er Übung darin hatte bestellte der blonde Stürmer sich ein Bier. "Paß auf. Was auch immer passiert. Du darfst nicht einfach aufgeben." Dann erzählte Marcos Pálsson Elber die Geschichte des Fußballs auf den Faröer Inseln und von dem jahrelangen Kampf um Anerkennung des Nationalteams.

Elber kannte die Redewendung vom Kampf gegen Windmühlen zwar nicht, doch hätte er sie gekannt hätte er sie sicher passend gefunden.


Folge 23 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 14, Saison 12

Daniel setzte es ihnen nochmal auseinander: "Nein, es geht wirklich nicht!" Den verständnislosen Mienen seiner beiden Spieler Elber und Marcos Pálsson entnahm er, daß sie es immer noch nicht einsahen. Daniel seufzte. "Also erstens bist Du Brasilianer. Du kannst nicht so ohne weiteres für die Faröer Inseln spielen. Dazu mußt Du Dich einbürgern lassen und dazu bräuchtest Du entsprechende Vorfahren oder irgendsowas. Du wohnst da ja nicht mal. Und zweitens könnt Ihr das vergessen, daß ich Euch den Teamchef mache. Das läuft nicht!" Sie plapperten wild auf ihn ein. In ihrer Aufregung schien ihnen nicht einmal aufzufallen, daß sie in ihren jeweiligen Muttersprachen redeten und Daniel weder des Portugiesischen, noch des Dänischen mächtig war.

Daniel trank einen tiefen Schluck aus seinem Kaffeebecher. "Jungs, ihr müßt das verstehen..." Doch das wollten sie nicht. Nach einer Weile, also nach genau 43 Minuten, gaben sie auf und trollten sich. Daniel schüttelte den Kopf und wollte sich gerade wieder an seine Arbeit machen als es an der Tür klopfte. "Was wollen die zwei denn noch?" brummte Daniel in sich rein und rief "herein!" Ein trat Eduard Geyer, der Amateurtrainer des Vereins, seines Zeichens überzeugter Sauertopf und Griesgram.

"Chef," fing er an - so nannte er Daniel normalerweise nie. "Chef, sie sollten es machen." - "Was? Was ist los?" Daniel sah ihn verständnislos an. "Na, Teamchef. Sie sollten das machen." Er wirkte sehr sicher in seiner Argumentation, auch wenn er sie noch gar nicht angefangen hatte. Ede Geyer konnte das. Sein Gegenüber war sich meist sehr sicher, daß Edes Argumente stichhaltig waren, noch bevor er sie vorbrachte. "Sie können das." - "Ach? Kann ich? Ich bin kein Trainer - was sollte ich denen denn wohl erzählen?" - "Sie trainieren nicht. Das mache ich," stellte Geyer fest. Er hatte sich das offenbar gut überlegt. "Sie stecken mit denen unter einer Decke... Was springt für sie dabei heraus?" Geyer vermied Daniel in die Augen zu sehen und brummte etwas unverständliches. "Wie bitte?" fragte Daniel nach. "Das ist meine Sache..." sprach der Alte und verließ das Büro.


Folge 24 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 15, Saison 12

Daniel saß auf der Bank am Spielfeldrand. Normalerweise nahm er hier nicht Platz. Er hatte die Erfahrung gemacht, daß es seine Trainer verunsicherte oder zumindest nervte. Nun... im Falle seines Amateurtrainers hatte er noch eine ganze Palette von Gründen, aber die meisten davon hatten sich seit ein paar Tagen relativiert. Ede ging ihm aus dem Weg. Irgendetwas hatte das wohl mit ihrem Gespräch über die Faröer Inseln zu tun. Hatte Ede Leichen im Keller? Daniel war sich dessen ohnehin schon immer sicher gewesen. Aber faröische Leichen...?

Ede lief vor der Bank auf und ab. Gestikulierte wild ins Spiel herein. Seine Schützlinge dominierten den VfL Osnabrück nach Belieben. Die Führung betrug zwei Minuten vor Schluß bereits ein beachtliches 4:0, doch Ede schrie und pöbelte sich die Lunge aus dem Hals, als gälte es einen entsprechenden Rückstand aufzuholen. Mit hochrotem Kopf sprang er herum, schalt jeden Spieler - ob Freund ob Feind - der sich ihm auf 10 Meter näherte. Dann - eine wunderschöne Flanke von Zicu, der selbst schon ein Tor beigesteuert hatte - die Profileihgabe Galdeano köpft unbedrängt ein. Das 5:0 - Edes Mundwinkel zucken - doch das Tor unterbricht seinen Redeschwall nur für Millisekunden. Schon ist er wieder am pöbeln. Der Schiedsrichter, der gerade einen Kanonade abbekommen hatte, droht mit dem Zeigefinger, pfeift das Spiel dann noch an. Ede regt sich auf, sieht den drohenden Untergang, der schon lange abgewendet ist.

Daniel sieht auf sein Handy, Dortmund hatte das Führungstor geschossen. 1:0 gegen Nürnberg. Doch würde das nichts mehr ändern...

Abpfiff. Ede erstarrt. Schnauft. Und wird dann begraben von der Traube seiner Spieler die ihren Meistertrainer feiert. Doch was war das? Es war Daniel fast als hätte er den alten Fuchs lachen gehört...


Folge 25 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 16, Saison 12

Freudestrahlend kam Elber mit einem Schwung Formulare in Daniels Büro geplatzt. Daniel beschloß ihn einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er mochte Elber, keine Frage, das war ein freundlicher, talentierter junger Mann. Doch Elber nervte. Manchmal. Und Daniel wußte genau es war wieder einer dieser Momente gekommen. Also vertiefte sich Daniel in seine Akten und tat so, als hätte er Elber nicht wahrgenommen. Dieser nahm auf einem Stuhl vor Daniels Schreibtisch platz und schaute ihn erwartungsvoll an.

Es war anstrengend. Daniel spürte den Blick genau, doch er war fest entschlossen nicht nachzugeben. Elber ließ ihm keine Wahl. Dieser unschuldige, freundliche, leicht bewundernde Blick war auf Dauer nicht auszuhalten. "Ja, was willst du denn?" fragte Daniel betont unwirsch.

"Hier, Formular für Einbürgerung!" Elber legte Daniel den Formularstoß vor die Nase. Ein Blick genügte und Daniel wußte worum es ging.

"Nein, Elber. Du kannst Dich nicht auf den Faröer Inseln einbürgern lassen."

"Warum nicht?"

"Du wohnst dort nicht, Du arbeitest dort nicht - das geht nicht! Du kannst nicht auf den Faröer Inseln leben und am Millerntor Fußball spielen. Das geht nicht gleichzeitig. Und nach Tórshavn werde ich Dich nicht ausleihen. Die spielen da nicht mal offiziell. Das läßt der Verband nicht zu und außerdem brauche ich Dich hier."

Elber dachte lange nach. Nickte dann und verließ das Büro. Er schien ein wenig betrübt zu sein...


Saison 13

Folge 26 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 1, Saison 14

Ede grinste. Das kam selten vor, doch jeder der bereits in den Genuß eines Grinsens von Ede Geyer gekommen war würde zustimmen, daß das auch gut so war. Ein grinsender Ede Geyer verhieß nichts Gutes.

Bedächtig schaute der alte Trainerfuchs auf seinen neuen Kader. Sein Topstürmer hatte den Sprung zu den Profis geschafft, einige Spieler waren verkauft worden, einige Neuzugänge verstärkten die Mannschaft. Ede war natürlich nicht zufrieden. Aber das war er nie.

"Männer!" begann Ede seine Ansprache, da sah er aus dem Augenwinkel einen weiteren Spieler heranhetzen. "Tschuldigung Trainer, bin zu spät," stellte er zwar korrekt, aber doch blind der von dieser Aussage ausgehenden Gefahr für sich fest. Edes Grinsen verbreiterte sich. Besser konnte es ja gar nicht laufen! Da war also der arme Tropf, der sich opferte um dem Rest der Mannschaft vor Augen zu führen wie hier Disziplin zu werten sei. Einige der Spieler, die bereits ihre zweite Saison unter Ede Geyer verbrachten schauten den Neuen erschreckt an, doch für ihn kam jede Hilfe zu spät.

"Guten Morgen der Herr. Es freut mich, daß Sie meine Einladung zum gemütlichen Beisammensein angenommen haben." Ede war viel zu freundlich. Jeder der ihn kannte wußte, daß dies alles andere als Gutes bedeutete. "Joah, kein Problem. Hatte eh nichts besseres zu tun," antwortete der Neue. "Würde mir der werte Herr seinen Namen verraten?" Einige der älteren Spieler machten dem Neuen hinter Edes Rücken bereits Zeichen, die dieser jedoch nicht verstand. Blind der Gefahr antwortete er im Plauderton: "Jürgens, Tim. Sie werden mich nicht auf der Kaderliste finden, ich bin noch bei den Profis gemeldet, aber..." - "DAS IST MIR SCHEISSEGAL! DU KARIKATUR EINES SPORTLERS ZEIGST UNS JETZT WAS LIEGESTÜTZ SIND UND DANACH RENNST DU HIER SOLANGE UM DEN PLATZ BIS DEIN FRÜHSTÜCK DIR AUS DEM GESICHT SPRINGT. UND DANACH GIBT'S WIEDER LIEGESTÜTZ!" Ede hatte wohldosiert geschrien und darauf geachtet, daß sein Kopf eine gefährlich wirkende Rotfärbung angenommen hatte. Um seine Äußerung zu unterstreichen fügte er noch hinzu: "Hat der werte Herr seinen heutigen Trainingsplan verstanden?"


Folge 27 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 2, Saison 14

Daniel packte kräftig mit an. Der Kühlschrank war alles andere als klein, aber die Dreier-Wohngemeinschaft brauchte auch ordentlich Platz in selbigen. Endlich war er das Treppenhaus hinauf in den dritten Stock gewuchtet. Hier war die Wohnung der Färinger-WG. Daniel mußte immer noch schmunzeln. Elber selbst hatte die Wohngemeinschaft so bezeichnet. Endlich war Daniel seinen Untermieter los, er zog mit seinem Kumpel Marcos Pálsson und St. Paulis Neu-Färinger Niklas Michas zusammen. Daniel konnte sich nicht so recht erklären woher Elbers Spleen mit den Faröer Inseln kam, er wußte um Elbers Freundschaft mit dem faröischen Nationalstürmer Pálsson, doch konnte sich noch nicht so recht erklären was den Brasilianer, der Fußball mit der Muttermilch aufgesogen und Begeisterung für die erfolgreichste Fußballnationalmannschaft der Welt von klein auf gelernt hatte dazu bewogen hatte seine fußballerische Heimat nun auf den Faröer Inseln zu sehen. Elber hatte Zeit seines Lebens noch keinen Fuß auf die dänische Inselgruppe gesetzt. Er sah so faröisch aus wie ein Wacholderbusch nach Seerose.

Endlich war der Kühlschrank ordnungsgemäß in seine Küchenecke geschoben, die Wohnung galt somit offiziell als bezogen und eingerichtet. Das wurde mit gegrilltem Dorsch und Caipirinhas ausgiebig gefeiert. Eine - wie Daniel fand - äußerst eigenwillige Kombination.


Folge 28 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 3, Saison 14

Ede grinste. Das tat er selten, das wußte man. Doch beobachtete ihn niemand und er war mit sich zufrieden. Seine Mannschaft hatte schlecht gespielt und wußte das. Entsprechend groß war deren Furcht vor der folgenden Trainingseinheit. Ede Geyers Rachetrainings waren berüchtigt. Doch der Alte hatte die Furcht geschürt indem er... nichts tat. Er hatte vor der Mannschaft gestanden und lange Minuten nichts gesagt oder getan. Die Unruhe in der Mannschaft war langsam nackter Panik gewichen. Er hatte sie einmal um den Platz laufen lassen - viel zu wenig, das wußten alle. Das Grauen vor dem was zwangsläufig kommen mußte wuchs und wuchs. Keiner traute sich etwas zu sagen, jeder war eifrig mit seinen Trainingsaufgaben beschäftigt, die kaum mehr als ein lockeres Auslaufen waren. Ede hatte vor diese Stimmung bis zum nächsten Spiel hinüberzuretten. Er saß nun im Auto und erlaubte sich ein leises Lachen.

"Du bist gute Trainer," vernahm Ede eine Stimme von der Rückbank.

"Was zum... mach verdammt nochmal daß Du hier rauskommst! Was fällt Dir überhaupt ein in meinen Wagen einzubrechen, Dir haben sie doch..." Er stockte, die Wirkung blieb aus. Auf dem Rücksitz seines Wagens saß ein wenig beeindruckter junger Mann von dem Ede Geyer wußte, daß er zu seinem Kader gehörte. Sein Name indes wollte ihm nicht einfallen. Mußte ein Neuer sein.

"Ich nix eingebrochen. Du nicht wundern wenn lassen Wagen offen." Der unbekannte Spieler schüttelte den Kopf.

"Komm mir noch spitzfindig, ich glaub es geht noch!"

"Mir tun leid. Reden wollen." Der radebrechende Mann legte eine kurze Pause ein. "Du nicht wissen ich bin Luis?"

Ede Geyer seufzte. Immer Ärger mit den Spielern. Es war Luis Zancanero, es fiel ihm jetzt wieder ein. Der zur Zeit unbegabteste Stürmer in Diensten St. Paulis. Vermutlich sah er das nicht ein und wollte diskutieren warum er nicht spielte. Ede hatte keine Lust auf so etwas und fuhr einfach los. Das Plappern auf seiner Rückbank ignorierte er dabei geflissentlich.


Folge 29 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 4, Saison 14

Eduard Geyer schmiß die Autotür hinter sich ins Schloß und löste mit einer Drehung des Schlüssels die Zentralverriegelung aus. Er grinste und schaute Richtung Rückbank. Sie war leer. Ede schaute sich um. Wo zum Teufel war dieser renitente Spieler hin? Er hatte ihm nicht zugehört, aber sicher hatte er sich darüber beschwert, daß er zu wenig Einsätze bekam, daß ihm das Training mißfiel und so weiter und so weiter. Ede kannte das. Aber wo war er jetzt hin?

Kopfschüttelnd stieg er die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Ede Geyer hätte sich von seinem Gehalt ohne Probleme ein kleines Häuschen leisten können, aber Luxus bedeutete ihm nicht wirklich viel. Seine Frau war da glücklicherweise seiner Meinung. Sie hatte heute ihren Kartenabend, Ede hätte also den Abend für sich. Das war ihm auch ganz recht. Es gab eine Menge aufzuarbeiten, seine Mannschaft spielte schlecht und - auch wenn er dies nie zugeben würde - er sah die Hauptverantwortung dafür bei sich. Das gefiel ihm nicht.


Folge 30 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 5, Saison 14

Ein starker Kaffee, das war jetzt genau das was Ede brauchte. Bedächtig goß er das Wasser in den Wassertank der Kaffeemaschine. Er zählte die Löffel Kaffeepulver ab, die er in den Filter schüttete. Er hatte sich schon lange von der Unart des "türkisch aufgebrühten Kaffees", wie er im Osten Deutschlands noch heute oft getrunken wurde, verabschiedet. Er mochte den Kaffee so wie er aus der Maschine kam. Nachdem selbige ordnungsgemäß mit Zutaten bestückt war schaltete Ede sie ein und setzte sich an den Küchentisch. Dort hatte er bereits seine Aufzeichnungen deponiert, die er jetzt um sich zu drapieren begann. Kaderliste mit Stärken und Schwächen, Ergebnisse der letzten Laktattests, Gegneranalysen, Wetterprognosen - seine Mannschaft kannte ihn als harten Hund, doch Eduard Geyer war ein akribischer Arbeiter, der für gewöhnlich nichts dem Zufall überließ. Er gab allerdings penibel Acht darauf, daß niemand erfuhr, daß unter der Schale des brutalen Antreibers zielgenaues Kalkül lag.

Stunden später war die Kaffeekanne bereits größtenteils geleert, Edes Aufzeichnungen mit vielen Anmerkungen, PostIts, Textmarkerstrichen und Querverweisen versehen, Ede dämmerte bereits von Zeit zu Zeit weg. Der hohe Koffeinpegel konnte ihn nicht mehr allein wach halten. In der letzten Woche hatte er zusammengenommen bestenfalls sieben bis acht Stunden Schlaf bekommen. Nicht ganz sicher ob er gerade eingeschlafen oder noch wach war bemerkte er sich gegenüber eine Gestalt, die gemütlich auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Küchentisches saß.

"Du machen gut," sagte er. Zancanero! Er hatte tatsächlich die Dreistigkeit besessen in seine Wohnung einzubrechen. Ede war sofort hellwach und sprang über den Tisch. Doch dort war niemand. Es war wohl doch nur ein Traum gewesen...


Folge 31 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 6, Saison 14

Ede war immer noch völlig durch den Wind. Zudem tat ihm sein Genick weh. Er hatte auf dem Küchentisch über seinen Akten zusammengesunken geschlafen. Als er am Morgen völlig gerädert aufgewacht war war er sich nicht mehr sicher was er nun geträumt hatte und was nicht. Seine Frau hatte ihm dann milde lächelnd einen Kaffee gekocht. Sie ging wohl davon aus, daß der eine oder andere Klare zur Verantwortung zu ziehen sei für das Befinden ihres Gatten. Dem war zwar nicht so, aber Ede war nicht nach Diskutieren zumute.

Vor dem Mannschaftstraining hatte Ede ein paar Runden abgespult. Er war zwar nicht mehr der jüngste, aber seine Kondition war immer noch die eines Mittdreißigers. Und zwar die eines sportlichen Mittdreißigers! Er hatte sich selbst das Doppelte Aufwärmpensum seiner Mannschaft verordnet, war aber dennoch kaum aus der Puste als seine Schützlinge den Platz betraten.

"Morgen Männer!" begrüßte er sie. Sein Blick schweifte umher bis er Luis Zancanero traf. Dessen Blick verriet nichts. Ede beschloß seine Männer durch den Wolf zu drehen. Sie bekamen harte Konditionseinheiten und Standards zu absolvieren. Besonders Zancanero behielt Ede Geyer im Auge. Doch dieser ließ sich nichts anmerken. Stoisch absolvierte er sein Pensum und zeigte dabei eine beeindruckende Kondition. Mit seinem spielerischen Vermögen war es nicht so weit her, doch er unterzog sich allen geforderten Übungen.

Nach Ende der Trainingseinheit schickte Ede sie Duschen, hielt Zancanero jedoch auf. "Du kommst gleich zu mir. Wir müssen reden!" Der Brasilianer nickte bedächtig und antwortete: "Ich weiß."


Folge 32 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 7, Saison 14

Wie bitte?! Absagen?! Wie stellen sie sich das vor? Wir haben hier das Stadion voller Leute! Die wollen Fußball sehen. Die können wir doch nicht einfach nach Hause schicken!" Daniel war außer sich vor Wut. Ein kleiner Angestellter der DFB-Hierarchie versuchte ihm gerade einzureden, das Spiel heute würde ausfallen. Irgendwas von Bibern und Stromkabeln faselte er. Daniel sah das überhaupt nicht ein. Das Spiel sollte in wenigen Minuten angepfiffen werden. Allerdings waren weder Schiedsrichter noch gegnerische Mannschaft bisher am Millerntor eingetroffen. Daniel war sich sicher in seinem Telefongesprächspartner den Schuldigen hierfür ausgemacht zu haben und ließ ihn das auch wissen. "Wer erstattet uns denn die Ausgaben, hä? Na?" Doch es wollte Daniel nicht so recht gelingen den DFB-Menschen aus der Ruhe zu bringen. Ruhig betete er noch einmal seinen Sermon von den Bibern, dem Stromkabel, dem Verschieben um eine Woche und so weiter herunter. Daniel knallte den Hörer auf die Gabel.

"Verdammt, verdammt, verdammt," murmelte er vor sich hin und machte sich auf den Weg ins Stadion.

Dort angekommen ließ er sich ein Mikrofon geben und ging auf's Spielfeld hinaus. Trotz der Mißerfolge der letzten Wochen feierten die Fans ihn frenetisch. Er kam nicht umhin ein paar Wellen anzuleiten ehe er anfing zu sprechen: "Moin moin zusammen!" Ein vielstimmiges "Moin moin!" grüßte ihn zurück. "Der DFB ist ein Arschloch!" verkündete Daniel - was von einem zehntausendstimmigen Johlen quittiert wurde. "Unsere Gegner kommen heute nicht, der Spieltag ist abgesagt. Aber ich sag Euch was. Wir spielen jetzt trotzdem. 20 von Euch gegen 11 von uns. Was meint Ihr?"

Eine saublöde Idee eigentlich... aber es wirkte.


Folge 33 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 8, Saison 14

Ede saß vor Daniels Schreibtisch und funkelte ihn böse an. St. Paulis Manager und der alte Trainerfuchs hatten gerade die erste Runde des Schuldzuschreibungskampfes hinter sich. Die Amateurmannschaft spielte schlechten Fußball - Edes Meinung war daß Daniel ihm kein Spielermaterial zur Verfügung stellte mit dem zu arbeiten war, Daniel freilich war der Meinung daß die Trainingsmethoden die falschen sind.

"Es fehlt an der Kondition die letzten Meter zu gehen. 0:0 gegen Wolfsburg, 3:3 gegen Mainz - da fehlte die Kraft noch das Tor zu schießen! Du machst die Jungs platt mit deinen Methoden," stellte Daniel fest. "Das ist ja wohl die größte Unverschämtheit die ich je gehört habe," polterte Ede los. "Diese Methoden sind bewährt! Mit diesen Methoden habe ich die Meisterschaft geholt! Da waren sie dir noch gut genug! Und jetzt laßt ihr mich fallen wie eine heiße Kartoffel!" "Niemand läßt dich fallen..." Der Alte war lange genug im Trainergeschäft um zu wissen daß der Wert derartiger Beteuerungen nicht hoch war. Ruhig sagte er: "Du hast meine Mannschaft zerschnitten. Das was Du geholt hast reicht nicht. Du mußt mich mitsprechen lassen. Du hast Ciprian auf die Bank der Profis gesetzt. Den brauchen wir! Du hast Raphael verkauft - du hast unsere Abwehr geplündert. Wir können so nicht spielen."

Daniel dachte über die Worte seines Trainers nach. Er wußte daß er Recht hatte. Bedächtig sagte er: "Ich kann Dir keine Spieler kaufen. Aber Du bekommst Hilfe von den Profis. Ich werde mit Thomas sprechen. Er wird Dir sagen welche Spieler er entbehren kann."

Ede wußte, daß er nicht mehr bekommen würde. Also nickte er und verließ Daniels Büro.


Folge 34 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 9, Saison 14

Zancanero! Ede wachte schweißgebadet auf. Die Unterhaltung mit ihm nach dem Training hatte nichts ergeben. Der Brasilianer hatte ihn nur schweigend angesehen, nicht auf seine Fragen geantwortet und ihn schließlich mit einem Nicken, das sehr klar machte, daß er sich hier für die Authorität hielt, verlassen. Was wollte dieser Brasilianer von ihm? Er suchte ihn mittlerweile jede Nacht in seinen Träumen heim. Er sah ihn dann von hinten über irgendetwas gebeugt... murmelnd.

Ede stand auf und ging in die Küche. Das Telefon riß ihn aus seinen Gedanken. Wer könnte ihn wohl nachts um halb drei anrufen? "Geyer," meldete er sich. "Du mußt zu mir kommen," sagte eine tiefe, aber dennoch eindeutig weibliche Stimme. "Es ist dringend." Sie hatte einen komischen Akzent. Ehe er noch fragen konnte wohin er kommen sollte hatte die Anruferin aufgelegt. Kopfschüttelnd zog Ede sich eine Hose und ein Hemd an, warf sich einen Mantel über und verließ das Haus. Er hatte keine Ahnung wohin er gehen sollte, aber die Stimme am Telefon hatte eine gewisse Überzeugungskraft gehabt.

Ziellos wanderte er umher bis er irgendwann nicht mehr so recht wußte wo er war. Die Straßen waren leer, in kaum einem Fenster brannte Licht. Die Nacht hatte die Stadt fest im Griff. Auf der anderen Straßenseite stand die Tür eines Ladens offen, schummriges Licht ergoß sich auf den Bürgersteig. Ede hatte das Gefühl sich das näher ansehen zu müssen...


Folge 35 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 10, Saison 14

"Mama Mojo's" stand über dem Eingang in schummrig leuchtenden Lettern. Ede Geyer schüttelte den Kopf ob derartiger Klischees und trat ein. Das Dämmerlicht im Innern des Ladens war durchzogen von seltsam riechenden Schwaden. Im Hinterraum schien etwas mehr Licht zu sein. Er ging auf diesen zu und betrat den von Kerzen erleuchteten Raum in dem allerlei Seltsames die Wände schmückte. Totes Geflügel, Krallen verschiedener Art, Regale mit eingelegten... Dingen... Ede unterdrückte einen Würgreiz als eines dieser... Dinge... ihm zuzwinkerte.

"Komm her," brummte eine Stimme, die Ede als seine Anruferin identifizierte.

Auf einem breiten Stuhl saß im Halbdunkel eine matronenhafte karibisch anmutende Frau nicht ganz jüngeren Datums. Vor ihr ein dampfender Kessel mit... grünlichem Inhalt. Ede wollte es nicht genauer wissen. Langsam wurde es ihm zu dumm. Das war hier nicht seine Welt. Er hatte die Initiative abgegeben und das gefiel ihm nicht. Hier mußte sich etwas ändern.

"Du fragst Dich sicher warum Du hier bist." Die Frau - vermutlich Mama Mojo - versuchte ihrer Stimme einen mysteriösen Unterton zu geben. Sie hatte eine Spur zu wenig Erfolg. Etwas klickte im Hirn des alten Trainers.

"Ich frage mich ganz etwas anderes. Ich frage mich wie man sich so gehen lassen kann!" Ede Geyer hatte ein Ziel für sein Unbehagen der letzten Tage gefunden. Wie eine Luft-Luft-Rakete die man in diesen tollen Actionfilmen der 80er Jahre zu sehen bekam rastete sein Zorn ein und folgte nun unbarmherzig seinem Ziel. "Ein Fitneßprogramm ist was Du brauchst. Eine Schande ist das! Das gibt erstmal 10 Liegestütz zum Anfang."

"Wie kannst Du es wagen..." - "20!" - "...so mit mir zu sprechen? Weißt Du nicht..." - "Ich weiß was ich wissen muß. Hier herrscht Trainingsnotstand!" - "...wen Du vor Dir hast?" - "Eine dicke alte Frau, die dringend anständiges Training benötigt!"

Mama Mojo schnappte nach Luft. So hatte seit ihrer Kindheit keiner mehr mit ihr zu reden gewagt. Jeder der es versucht hatte hatte dies bitter bezahlt. Sie griff hinter ihren Stuhl, doch sie war den Bruchteil einer Sekunde zu langsam. Ede war bereits an ihrem Stuhl und kippte diesen nach vorn.

"Los - jetzt gibt's Jogging!"


Folge 36 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 11, Saison 14

Grinsend ging Ede nach Hause. Der dicken Nervensäge hatte er es aber gezeigt. Hatte ihn mit Schuhuhu und Gespenstergeschichten beeindrucken wollen. Das war ihr nicht gelungen! Er mußte immer noch kichern wenn er sich daran erinnerte wie sie verzweifelt versuchte ein Liegestütz hinzubekommen. Zuerst hatte sie es nicht einmal versuchen wollen - doch Eduard Geyer konnte sehr überzeugend sein. Er hatte Generationen von Spielern herangebildet, da würde er wohl noch mit einer dicken alten Frau fertig werden!

Was er allerdings nicht wußte war, daß Mama Mojo vermutlich die einzige Person diesseits des Atlantiks war, die den Gegenzauber zu den schwarzmagischen Praktiken einiger brasilianischer Urwaldschamanen beherrschte.

Und sie hatte den alten Trainer nicht grundlos zu sich bestellt...


Folge 37 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 12, Saison 14

"Trainer!" Elber eilte auf Ede Geyer zu als dieser den Platz betrat. "Trainer! Du mußt Dir das ansehen." Elbers Kenntnisse der deutschen Sprache waren mittlerweile recht passabel. Seine Qualitäten als Torwart noch einiges mehr als das. Ede wußte, daß die Profis bald ihre Fühler nach ihm ausstrecken würden. Aber er würde ihn nicht gehen lassen! Nicht Elber. "Trainer, träumst Du? Komm!" Richtig... irgendetwas hatte den jungen Brasilianer aufgeregt. Ede folgte seinem Torwart. Er führte ihn zu einem der Tore. An diesem waren fein säuberlich drei Hühner erhängt worden. Ede zog eine Augenbraue hoch und wußte sofort wen er dafür verantwortlich machen würde.

Die Mannschaft bekam für den heutigen Tag einen Waldlauf verordnet - die Sauerei auf dem Platz mußte erst aufgeräumt werden und er hatte keine Lust daß seine Spieler sich von so etwas ablenken ließen. Er würde Mama Mojo wohl noch einen weiteren Besuch abstatten müssen.

Er tat dies am Abend. Und er wurde erwartet. Kalt lächelnd empfing die dicke Voodoopriesterin den alten Trainer.

"Warum knüpfst Du bei uns Geflügel auf, Du..." Weiter kam er nicht. Etwas machte *puff* direkt vor seinem Gesicht. Ein grünlicher Rausch stieg auf und er merkte wie seine Beine nachgaben...


Folge 38 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 13, Saison 14

Als Ede Geyer wieder zu sich kam mußte er zu seinem gesteigerten Unbehagen bemerken, daß man ihn an einen Stuhl gefesselt hatte. Das schränkte seine Möglichkeiten ein wenig ein und gab ihm keine sehr gute Verhandlungsposition wie er fand. Während er noch so darüber nachgrübelte wieviel Straftraining wohl fällig sei für eine solche Behandlung seiner Person tauchte ein unscharfes Foto eines verkniffen schauenden dunkelhäutigen Mannes vor seinem Gesicht auf. "Du kennst diesen Mann!" stellte Mama Mojo fest. Natürlich kannte er ihn. Das war sein vergleichsweise talentbefreiter Stürmer Luis Zancanaro. Der Kerl der ihn seit einer Weile in Träumen oder ähnlichem piesackte. "Er ist gefährlich," ergänzte Mama Mojo. "ICH bin gefährlich - und das wirst Du auch gleich zu spüren bekommen! Binde mich sofort los!" Doch Ede Geyers Position gab Forderungen dieser Art nicht her. Pokern war sinnlos wenn der Gegner alle Trümpfe in der Hand hielt. Mama Mojo grinste. "Ich bin nicht Dein Feind. Auch wenn ich mit dem Gedanken gespielt habe Dich Deinem Schicksal zu überlassen. Doch es gibt wichtigere Dinge als persönliche Ressentiments." Mama Mojo sprach mit ernster Stimme. "Ressenti... was?" Ede hatte keine Lust auf Fremdsprachen. Sie waren ihm suspekt und er vermutete ohnehin, daß sie überflüssig waren. Er hatte es noch geschafft mit jedem Spieler auf deutsch zu kommunizieren. Es war im Zweifelsfall nur eine Frage der Lautstärke - das war zumindest Eduard Geyers feste Überzeugung.

Mama Mojo ging kopfschüttelnd weg um in einem anderen Raum lautstark herumzukramen. Sie kam mit einem Messer wieder.


Folge 39 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 14, Saison 14

In Ede Geyers Wortschatz gab es die Vokal "Sprachlosigkeit" nicht. So etwas wie Respekt kannte er auch nicht. Doch irgendwo dazwischen mochte sich sein Gefühlspegel bewegt haben, als er an den Stuhl gefesselt da saß und die dicke Voodoo-Priesterin, die er unlängst beleidigt und zu Straftraining gezwungen hatte, mit einem langen Messer auf sich zukommen sah. Diese schien sich daran einen Augenblick zu weiden, zerschnitt dann jedoch die Fesseln und warnte Ede keine Dummheiten zu versuchen.

"Dummheiten, ich zeig Dir gleich...!" Doch Ede besann sich eines besseren noch bevor Mama Mojo ihm mit dem scharfen Messer eindringlich klarmachen konnte wie hier die Machtverhältnisse gestrickt waren. "Zancanaro ist ein Schamane der gefährliche Rituale beherrscht. Er wurde in Deinen Verein eingeschleust um diesen zu ruinieren. Wir müssen ihn aufhalten! Ich werde dazu ein Ritual vollführen und brauche dazu Fledermausgalle, Rattenwimpern, Otternasen und... hey, was tust Du da?" Ede Geyer tat was jeder Trainer in seiner Situation getan hätte: Er telefonierte. "Richtig, Zancanaro. Zet - Ah - Enn - na und so weiter. Verkaufen! Sofort!" Auf Mama Mojos fassungslosen Blick entgegnete er: "So. Problem gelöst." Er schlug ihr freundschaftlich auf die Schulter, bedankte sich und fuhr nach Hause. Es gab einen Klassenerhalt zu sichern.


Saison 15

Folge 40 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 1, Saison 15

Fußballer hatten alle einen Schaden. Alle. Ohne Ausnahme. Daniel hatte es immer gewußt und war sich klar gewesen, daß seine Entscheidung ins Management eines Fußballvereins einzusteigen im Grunde nichts anderes bedeutete als die Leitung eines spielorientierten Sanatoriums mit Merchandisingfaktor.

Gerade erst war Daniel von den Faröer Inseln zurückgekehrt ins heimische Hamburg. Mit ihm reiste die faröische Nationalmannschaft, die sich bei einer Party im Vereinsheim St. Paulis mit den Spielern desselben Vereins verbrüderte. Es war wahrlich eine Feier gewesen die ihresgleichen suchte. Entsprechend war auch Daniels Kater am nächsten Tag gewesen. Seine Spieler zerstreuten sich hernach in alle Winde, doch zwei blieben einfach. Und es handelte sich dabei nicht um St. Paulis eigentliche Nationalspieler der Nordatlantikinseln. Sicher, Marcos Pálsson und Niklas Michas blieben auch, doch neben ihnen blieben noch "der Adrian" und "der Vagnur". Daniel hatte nur den Kopf schütteln können.

"Das geht nicht," hatte er eingewendet. "Ihr steht bei Gelsenkirchen und München unter Vertrag. Ihr könnt nicht einfach bleiben!" Doch die zwei hatten so getan als würden sie nicht verstehen und waren einfach geblieben. Fußballer. Die hatten alle einen Schaden.

Daniel setzte sich an die Kontoauszüge und überschlug alles. Es war völlig ausgeschlossen, daß die beiden blieben. Das war finanziell einfach nicht zu bewerkstelligen. Es klopfte an der Tür. Daniel brummte etwas das unter Umständen als "Herein!" zu interpretieren war und sein Amateurtrainer Ede Geyer steckte die Nase herein.

"Guten Abend," knurrte er und setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl vor Daniels Schreibtisch. Ede Geyer war ein Synonym für Ärger und darauf hatte Daniel an und für sich gerade wenig Lust. Doch Ede lächelte. Ja, das konnte er. Es wirkte so vertrauenserweckend wie etwa das Lächeln eines Tigers, eines Piranhas oder einer Königspython. Daniel traute ihm kein Stück weit, doch er wußte, daß der Trainer sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und daß es nun an ihm war das auszubaden.

"Ich kann Dir helfen," sagte Ede immer noch lächelnd. Daniel zog es vor nicht zu antworten. "Mit Deiner Erlaubnis," sagte der alte Fuchs und griff zum Telefonhörer. Staunend lauschte Daniel wie Eduard Geyer Verhandlungen führte deren Ergebnis tatsächlich die Lösung seines aktuellen Problems war: Die beiden fahnenflüchtigen Färinger gehörten nun offiziell dem FC St. Pauli.


Folge 41 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 2, Saison 15

"Du bist nicht Elber!" Ede Geyers Gesicht war nur Zentimenter vom Gesicht des ihm gänzlich unbekannten Mannes entfernt. "Das will ich wohl meinen," erwiderte der Angesprochene mit stark irischem Akzent. Zack - da hatte ihn der Trainerfuchs schon am Schlawittchen. "Was hast Du mit Elber gemacht?" fragte er ihn und schüttelte ihn kräftig durch. "Wo ist mein Torwart?" Unbarmherzig rüttelte Ede sein Opfer durch. "Ich... bin... ihr... Torwart...," versuchte dieses zu antworten. "Du bist NICHT Elber!" wiederholte Ede nachdrücklich. "Ach, das hat keinen Sinn," knurrte er und ließ von dem Iren ab.

Wütend stapfte er Richtung Geschäftsstelle. Im Büro des Managers angelangt ließ er seiner Wut freien Lauf. "Wo ist Elber?!" krakeelte er. Mit einem Schlag war Daniel klar, daß er etwas vergessen hatte. Das würde Ede ihm übel nehmen. "Ähm... den habe ich... verliehen..." Daniel bemühte sich beschäftigt auszusehen, doch das wirkte bei Eduard Geyer nicht. "WIE KANNST DU ELBER VERLEIHEN?!?" Ede rang nach Fassung. "Bist Du jetzt völlig verblödet...?" Daniel probierte es immer noch mit Geschäftigkeit und brummte nur ein "na na na" zwischen zwei Formularen die er durchging. Doch - zack - da hatte Ede seinen Chef schon beim Schlawittchen. "Nie nie nie willst Du meine Spieler verleihen ohne mich zu fragen!" Ede schüttelte was das Zeug hielt. Doch Daniel war einige Lebensjahre im Vorteil und war wendig genug sich seinem Griff zu entwinden.

"Nun warte mal. STOP!" Ede gab ihm die Atempause. "Du hast Ersatz. Mehr noch." Daniel schob ihm die Kaderliste rüber. Zunächst noch wütend hob der alte Trainer an etwas zu erwidern, sog die Luft dann wieder ein. Hob den Finger, senkte ihn dann wieder. Dann nahm er die Kaderliste und setzte sich auf den Stuhl vor Daniels Schreibtisch. Eingehend studierte seinen neuen Kader. "Okay," nickte er schließlich. "Das ist einzusehen." Er blickte auf. "Das ist ein guter Kader." Er stand auf um zu gehen, drehte sich in der Tür noch einmal um und fügte hinzu "aber nächstes mal fragst Du!"

Daniel grinste. Ede hatte sämtliche Spieler bekommen die er gefordert hatte. Und noch ein paar mehr. Der kleine Faux-Pas mit Elber... nun... zumindest hatte der für den nötigen Knalleffekt gesorgt. Elber würde internationale Erfahrung sammeln und in der nächsten Saison bei den Profis spielen. Im Grunde wußte Geyer, daß der junge Brasilianer viel zu gut war um im Amateurteam zu versauern.


Folge 42 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 3, Saison 15

Mööööp! Mööööööööööp! Ein enervierendes Geräusch riss Daniel aus dem Schlaf. Mööööööööööööööööp!!! Wie oft hatte er sich vorgenommen eine andere Türklingel einzubauen... Gut, er hatte sich nicht wirklich vorgenommen eine Türklingel einzubauen. Das hätte nur zu heillosem Durcheinander und verschiedensten Kurzschlüssen geführt. Er hätte irgendwen dafür bezahlt es zu tun. Ja, hätte. Möööööp! Möp! Möp! Irgendwer bestrafte ihn nun für diese Nachlässigkeit. Verschlafen blickte er auf die Uhr. Halb drei. Nachts. Wer wollte denn jetzt was von ihm?

Mööööp! Angetrieben von Klingelorgien trabte Daniel halb nackt zur Tür. Er machte sich nicht die Mühe durch den Türspion zu sehen und sollte sogleich merken, daß dies ein Fehler war. Vor der Tür stand Ede Geyer, der offensichtlich ein Problem hatte, aber sich nach Kräften bemühte freundlich zu lächeln. Und bevor Daniel noch etwas sagen konnte hatte dieser sich samt seinem Koffer an ihm vorbei in die Wohnung gedrängt.

Daniel schüttelte den Kopf. "Was wird das?" fragte er und wußte es doch schon. "Ich müßte da mal eine Nacht oder zwei bei Dir auf dem Sofa... das geht doch, oder?" Und da war es wieder - dieses irritierende Lächeln in Edes Gesicht. Das paßte nicht zu ihm und Daniel wußte genau daß Ede Mist gebaut hatte und das auch wußte. Daniel nickte und ging in die Küche um Kaffee zu machen. Ede sah aus als wolle er reden.

"Nun mal raus mit der Sprache. Was ist los?" Ede und er hatten sich am Küchentisch niedergelassen. Beide hatten einen Becher Kaffee vor sich, der alte Trainer zusätzlich noch einen Teller Suppe die Daniel ihm aufgewärmt hatte. "Naja... nun..." Ede druckste herum. "Zuhause rausgeflogen?" Ede schaute zuerst empört, brummte dann und nickte schließlich. "Drüber reden?" Ede schaute betreten in seinen Suppenteller und löffelte angestrengt. "Was war denn los?" Ede murmelte etwas. "Wie bitte?" "Wir hatten Streit..." "Und dann?" Ede druckste herum. "Dann hab ich wohl..." Den Rest vernuschelte er. "Was hast Du?" "Ich hab ihr Straftraining aufgebrummt..." "Du hast Deiner Frau im Streit Straftraining aufgebrummt?" Daniel lachte und konnte nicht mehr aufhören.


Folge 43 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 4, Saison 15

"Das ist überhaupt nicht witzig," murmelte Ede kleinlaut. "Doch," prustete Daniel, "seiner Frau Straftraining aufzubrummen ist witzig. Worum ging es in dem Streit eigentlich?" "Das war ein ganz alberner Streit..." Ede rutschte auf seinem Stuhl herum und schien sich plötzlich wieder brennend für seine Suppe zu interessieren. "Na? Sag schon." "Ich bin wohl kein guter Verlierer..." Daniel sah schon daß er die volle Wahrheit nicht herausbekommen würde. Aber das ging ihn ja im Grunde auch gar nichts an. Während Ede noch seine Suppe aß ging Daniel daran ihm die Schlafcouch zu beziehen. Er hoffte mit Ede würde er sich nicht wieder einen Daueruntermieter einhandeln.

Am nächsten Morgen war Ede weg. Er war nicht wieder ausgezogen, aber offenbar zeitig aufgestanden. Er hatte sein Bett ordentlich hinterlassen, seine Habseligkeiten akkurat angeordnet - man merkte, hier war die alte Schule am Werk. Ede liebte es seine Spieler zum Frühtraining herbeizuzitieren, vermutlich ließ er seinen Frust gerade an seinen an seiner Misere völlig schuldlosen Spielern aus. Daniel zuckte die Achseln. Dafür wurden sie bezahlt.

Nach einem ausgedehnten Frühstück schaute Daniel auf dem Weg in die Geschäftsstelle noch auf dem Trainingsgelände vorbei. Von Ede Geyer war nichts zu sehen. Das Training hatte offenbar Amateurkapitän Klose übernommen. Er machte seine Sache gar nicht schlecht, wie Daniel zugestehen mußte. Doch wo war Ede...?


Folge 44 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 7, Saison 15

Mit wachsender Besorgnis brachte Daniel die tägliche Arbeit in der Geschäftsstelle hinter sich. Es war gerade nicht besonders viel zu tun, das ließ den Tag noch länger erscheinen. Er sorgte sich um seinen raubeinigen Amateurtrainer. Er hatte zwar nie verstehen können wie seine Frau es mit ihm hatte aushalten können und hatte sich auch selbst oft genug über den alten Griesgram geärgert, doch selbst Ede Geyer hatte offenbar eine menschliche Seite.

Am frühen Nachmittag klopfte der Kapitän und heutige Interimstrainer der Amateure an Daniels Tür. Michael Klose war paulianisches Urgestein. Seit Jahren spielte er in der Amateurelf ohne den großen Durchbruch in den Profikader zu schaffen. Es mangelte ihm durchaus nicht an Talent, doch hatte er eine gewisse Gemütlichkeit an sich, die häufig dafür sorgte, daß der letzte Biss am Ball eben nicht vorhanden war. Er war dennoch eine Stütze des Teams und ein hervorragender Mannschaftskapitän, der es verstand die verschiedenen Charaktere unter einen Hut zu bringen. Vor allem war er einer der wenigen im Kader mit denen sich Ede Geyer noch nie in den Haaren gehabt hatte. Klose schätzte den Alten obwohl er seine Spieler nicht eben mit Samthandschuhen anfaßte.

"Ich glaube Herrn Geyer geht es nicht besonders gut," sagte er nachdem Daniel ihm einen Stuhl angeboten und er sich gesetzt hatte. "Nun, er hat... private Probleme," stimmte Daniel vorsichtig zu. "Die müssen groß sein. Er kam vorhin vorbei nachdem wir bereits eine Stunde trainiert hatten und hat uns freigegeben." "Das ist in der Tat ungewöhnlich..." stimmte Daniel zu. Ede gab seinen Spielern nicht frei. "Er hat uns... den Rest der Woche freigegeben." Daniel zog eine Augenbraue hoch. Das klang nicht nach Ede Geyer. Der alte Knurrhahn konnte Freizeit nicht ausstehen - schon gar nicht wenn andere sie hatten. Das nahm hier keine gute Richtung.


Saison 16

Folge 45 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 10, Saison 16

Daniel war genervt. Torwarte hatten alle einen Schaden. Er erinnerte sich nicht mehr wie es dazu gekommen war, letzten Endes hatte er aber jetzt 12 Torleute auf der Gehaltsliste. Und nächste Saison würde ja auch noch Elber wiederkommen, der verrückte Brasilianer der sich für einen Färinger hält. Auch wieder so ein Beispiel warum Torwarte alle nicht ganz normal waren. Und Fergi damals... Aber was soll's.

Nun hatte er es vor sich. Die Torwartriege hatte beschlossen den Rest der Mannschaft zu einem Spiel herauszufordern. Da standen sie nun... 11 Torwarte... 5 von ihnen im Tor. Proteste der restlichen Mannschaft waren verpufft. Man hatte den gerade zufällig anwesenden Volker Ippig zum Schiedsrichter berufen und das Urgestein hatte sich in Solidarität - auch er stand einst zwischen den Pfosten St. Paulis - auf die Seite der Torhüter geschlagen. So durften sie nun zu fünft im Tor stehen, während auf der gegenüberliegenden Seite die übrigen Torwartspieler im Sechzehnmeterraum munter den Ball in die Hände nahmen und anfingen zu werfen. Sie waren ja Torwarte und da dürfe man das... Ippig fand das eine ungeheuer alternative und sehr interessante Sicht. Er wollte sich dem nicht entgegenstellen. Das sorgte natürlich für Frust bei der gegnerischen Nichttorwartelf. Daniel sah das, konnte aber nichts tun. Auch Ede Geyer, der einzige anwesende Trainer, schien sich nicht weiter darum zu scheren. Er war dabei auf's heftigste mit seiner Frau zu turteln. Seit sich die zwei wieder versöhnt hatten war er einfach nicht derselbe. Keine Schimpftiraden, kein Straftraining. Überhaupt sagte er des öfteren das Training ab und schickte seine Spieler nach Hause zu ihren Frauen oder Freundinnen oder wer dort sonst auf sie warten würde. Ede Geyer war schlicht nicht mehr Ede Geyer. Daniel fand das irgendwie bedauerlich. Der alte Choleriker war doch immer ein erheiterndes Element gewesen.


Saison 17

Folge 46 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 7, Saison 17

Etwas stimmte nicht. Kuma war sich da ganz sicher. Er konnte sich ganz bestimmt daran erinnern daß er eigentlich nur Freizeitfußballer war und ihm ganz sicher niemand dafür Geld bezahlen würde daß er dies täte. Es war einfach nicht richtig - und doch... Er schüttelte den Kopf. Er konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Seine Erinnerungen sagten ihm daß er eigentlich an der TU Kaiserslautern studierte, gerade an seiner Diplomarbeit schrieb und daß er in einem Fußballmanagerspiel das er mitentwickelt hatte einen Regionalligisten namens Blau-Weiß Mainz leitete.

Dann war er aufgewacht und hatte den Hörer des Telefons abgenommen das ihn so unsanft geweckt hatte. Das war - wie Kuma schnell feststellte - ein Fehler gewesen. Am anderen Ende war ein aufgebrachter Herr den er eigentlich nur aus dem Fernsehen kannte. Dieser aufgebrachte Herr las ihm die Leviten, erzählte ihm was von "Mores lehren", "Zuspätkommen gibt's bei mir nicht", "Studieren? Ich geb Dir Studieren!" und vor allem - und das mehrfach - von Strafrunden und Liegestütz. Da hatte Kuma noch gedacht es würde sich alles um ein blödes Mißverständnis handeln und alles würde sich aufklären.

Das war ein Irrtum.

In der Tat besaß er einen gültigen Vertrag, welcher ihn verpflichtete sich von besagtem aufgebrachten Herrn, der sich wirklich als Eduard Geyer herausstellte, herumkommandieren zu lassen und für die Amateure St. Paulis in Pflichtspielen anzutreten. Auf der anderen Seiten stellte sich auch heraus, daß er hierfür ein Jahressalär von 165.000 Euro bekam - und das war durchaus gar nicht zu verachten.

Und doch... es stimmte nun mal einfach nicht. Der Martin Meiringer der hier in der Kaderliste St. Paulis stand war nicht der Martin Meiringer der von seinen Freunden Kuma gerufen wurde. Doch konnte er dies einstweilen nicht beweisen...


Folge 47 - erschienen in Daniels Zeitungsausgabe 8, Saison 17

Dieser Herr Meiringer war ihnen unheimlich. Der Amateurkader St. Paulis mied ihn als stünde er mit dem Teufel im Bunde. Und der eine oder andere von ihnen hätte auch ohne zu zögern behauptet daß dies der Fall wäre. Sie trauten ihm nicht und dies hatte gute Gründe.

Nachdem sich Kuma einen Tag lang von Ede Geyer hatte herumscheuchen lassen überlegte er sich daß dies kein guter Weg war sein Geld zu verdienen. Sicher, das Gehalt rechtfertigte auch stumpfes Rennen und Liegestütz, doch freiwillig wollte er dies nun grade auch nicht tun. Laufen war ohnehin nicht Kumas Leidenschaft, von ihm aber als notwendiges Übel eines Freizeitfußballers mehr geduldet als akzeptiert. Als Ede Geyer ihn am zweiten Trainingstag gleich mit den Worten "Und unserer Herr Student läuft uns erstmal drei Runden zur Begrüßung" empfing wußte Kuma daß etwas geschehen müsse. Er ging also kopfschüttelnd auf ihn zu und nahm ihm seinen Notizblock samt daran befestigtem Kugelschreiber ab. Eine Ungehörigkeit wie Ede Geyer fand, der dies sogleich mit 50 Liegestütz bewehrte. Doch Kuma ließ sich nicht stoppen und gab dem alten Trainerfuchs eine kurze Einführung in die Quantenphysik beschleunigter Geschosse, mit einem kleinen Ausflug in die Differenzialrechnung, die Geyer schlicht nicht verstand, die ihn aber sehr sehr böse machte. Kuma jedoch, in pädagogischen Dingen alles andere als geschult und auch nicht willens die Unzulänglichkeiten seines Schülers wider Willen zu beachten, fuhr fort ihm die Mathematik des perfekten Torschusses darzulegen während seine Strafe mittlerweile auf 3.120 Liegestütz angewachsen war.

Ede Geyer war mittlerweile rot angelaufen vor Wut und drohte zu zerplatzen. Dieser unverschämte Knabe der ganz offensichtlich keine Ahnung vom Fußball hatte, der zu spät zu seinem ersten Training kam und sich ihm gleich bei seinem zweiten widersetzte kam ihm mit Zahlen. Mit Zahlen! Eine Ungehörigkeit wie sie Ede noch nicht erlebt hatte. Er hörte ihm gar nicht zu sondern ersann sich neue Leibesübungen die diesen Meiringer wieder auf Kurs bringen sollten. Exakt bei "...verstehen sie?" setzte sein Hörapparat dann aber wieder ein. Verstehen? Er? Das wagte dieser Pimpf ihn zu fragen als sei er ein dummer Schuljunge? "Ich verstehe schon sehr gut," hob er an. "Du kleines verwöhntes Muttersöhnchen versuchst hier mir..." Doch Kuma hörte ihm offenbar nicht zu sondern schnappte sich den nächstgelegenen Ball. "Nicht aufregen," sagte er. "Zusehen!" Aus einer Entfernung die gut und gerne einem dreiviertel Fußballplatz entsprach und einem völlig unmöglich spitzen Winkel zirkelte Kuma nun den Ball in die rechte obere Torecke, ging hernach ruhig daran jeden Ball den er erspähte gemächlich anzulaufen und in exakt derselben Ecke zu versenken. "Mathematik," dozierte er hierbei. "Alles nur angewandte Mathematik."

Ede Geyer stand da wie vom Donner gerührt. Dieser Freizeitfußballer konnte ein Dribbling nicht von einer fleischgefüllten pseudotürkischen Brottasche unterscheiden aber schoß Freistöße wie Beckham und Roberto Carlos in Personalunion. Nein, korrigierte er sich, auch diese beiden Ausnahmefußballer verschossen von Zeit zu Zeit. Doch dieser Meiringer... der nicht. Das wäre etwas worüber es nachzudenken lohnte.

Persönliche Werkzeuge